■ Urdrüs wahre Kolumne
: Peace of mind

Haste auch im Fernsehen dieses Standbild des radelnden Bruchpiloten Rudolf Scharping gesehen? Das flache Antlitz vor nato-blauem Fahnenstoff; auf dem auch noch das Eiserne Kreuz der Reichskriegsflagge drapiert war – und dazu aus dem Off die selbstzufrieden-bräsige Nölerei, daß bislang balkanmäßig kein deutscher Verlust zu beklagen sei: Dies genau war der Moment, wo ich mir mit der ganzen Kraft meines genesenden Herzens wünschte, daß es doch wieder mal ein klitzekleines bißchen RAF-Revival geben würde! Bringt natürlich politisch nicht gerade das Optimum, aber würde wohl zumindest solche Schamlosigkeiten verhindern – das Gesindel hätte wenigstens ein minimales Risiko selbst zu tragen. Nicht wahr, Herr Fischer-Schröder?

Nicht einmal vor kleinsten Kleinstädten im Nordhessischen macht der esoterische Devotionalienhandel mit Türkis-Delphinen, indianischen Sonnenzeichen und keltischem Silberschmuck halt. Und auf der Suche nach Bestätigung meiner diesbezüglichen Vorurteile erlebe ich in einem solchen Gemischtwarenladen am Tage 1 des möglicherweise Dritten Weltkrieges folgende Szene: Eine zeitgeistige Rudolph-Steiner-Klonung blättert beiläufig in dem Werk „Wie würde es Konfuzius anstellen, eine Gehaltserhöhung zu bekommen“ (herabgesetzt auf 24,80 Mark!) und spricht dann das ätherische Frollein an der Kasse an: „Pack mir noch ein paar von den Peace of minde-Räucherstäbchen und einen Wachsengel ein: Nach den Nachrichten heute morgen kann das nicht falsch sein ...“ Und am Lagerfeuer rauscht's im Chore, Rabindranath Tagore (Zitat Erich Mühsam).

In die Solidaritätsfront „Corinna zum Grand Prix“ hat sich jetzt auch noch die Volksbank Bremen-Nord eingeklinkt und annonciert (leider nicht in diesem Blatt!!)“Wir wünschen unserer Kundin Corinna May viel Erfolg für ihre Karriere“. Um so dringender stellt sich die Frage: „Wo bleibt die Initiative von Kultursenatorin Bringfriede Kahrs? Warum unternimmt Günther Niederbremer nix in Brüssel, wo er doch immer auf unsere Kosten Europa-Politik macht? Tut was! Das wäre auch eine Chance für Großkoalitionäre, sich zu profilieren ...

Auch im neuen Katalog des italienischen Nobelschneiders Brioni posiert der Kanzler der Deutschen als Model für Kash-mere-Mäntel, zur Vebitterung der nationalen Herrenkonfektionäre. Kann es da ein wirklicher Trost sein, daß Doris Köpfchen-Schröder vermutlich im nächsten oder übernächsten Playboy als Nacktmodel zu besichtigen ist?

Ärger bei den Werder-Fans über den Ablauf des Ticket-Verkaufs für das Pokalendspiel: Haben skrupellose Schwarzhändler die Chance genutzt, sich für ihre schmutzigen Geschäfte einzudecken? Mein Tip zur Aufklärung des Falls: Das Alibi von Klaus-Peter Schulenberg für den Tatzeitraum überprüfen – und beobachten, ob die Karten demnächst als private Gelegenheitsanzeige getarnt im Weser Report oder in der A bis Zett auftauchen.

P.S.: Steuerfahndung übernehmen Sie!

Immer wieder haben die Angehörigen der Lämpel-Zunft Gelegenheit, sich in der taz über ihr soziales und persönliches Elend zu verbreiten – ihre Opfer, die Schülerinnen und Schüler kommen darüber eher zu kurz. Denn natürlich gibt es sie immer noch, die pädagogischen Kotzbrocken. Die Steißpauker und Menschenfeinde mit der roten Tinte. Die Kinderschänder und KaputtmacherInnen, kurz die miesen Lehrer aus dem B-Team. Zu ihrer Bekämpfung hat die AG Kinderschutz jetzt im fernen Frankfurt ein Interventionsteam Schule aufgestellt, das bei Bloßstellungen, Beleidigungen, Drohungen etc. „schnell und unbürokratisch eingreift“, selbstverständlich kostenlos und vertraulich (näheres unter Tel.: 069/212 33 604). Zur Nachahmung im Licht des Nordens empfohlen: Wer schon mal entsprechende Interventionsgründe melden will – bitte Autokennzeichen der Bösewichter nicht vergessen!

Mahnt

Ulrich „Reifenstecher“ Reineking