„Der Samstag sollte ein Arbeitstag sein“

■ „Das Verbot der Samstagsarbeit können wir nicht länger hinnehmen“, sagt Jürgen Stein, Sprecher des Verbandes der privaten Banken-Arbeitgeber, anläßlich des heutigen Warnstreiks bei den Banken

taz: Die Gewinne der Banken steigen unablässig. Warum wollen Sie trotzdem die Zuschläge für Samstagsarbeit abschaffen?

Jürgen Stein: Die Gewinne steigen in absoluten Zahlen, aber nicht in Relation zum Geschäftsvolumen. Der Jahresüberschuß gemessen am Geschäftsvolumen ist rückläufig. Bei der Samstagsarbeit ist das eigentliche Problem aber, daß sie bis heute für uns tarifvertraglich verboten ist – ganz anders als bei unseren Wettbewerbern wie Sparkassen, Postbank oder Netzbetreibern, wo natürlich auch am sechsten Tag die Schalter geöffnet sind. Das können wir, wenn wir die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter auf Dauer erhalten wollen, nicht länger hinnehmen.

Für die Samstagsarbeit wollen Sie die bisher üblichen Zuschläge verweigern?

Genau, denn der Samstag sollte ein normaler Arbeitstag sein. Das betrifft allerdings nur wenige Filialen in den Innenstadtlagen. Die Fünftagewoche bleibt für die Mitarbeiter erhalten, sie haben an einem anderen Tag frei.

Sie wollen die Arbeitswoche verlängern, obwohl es den Banken selten so gut ging wie jetzt?

Wie gesagt, lediglich in absoluten Zahlen. Denn wenn das Geschäftsvolumen steigt, brauchen die Banken mehr Eigenkapital. Das verlangt der Gesetzgeber. Zudem bedeutet ein größeres Geschäftsvolumen auch ein größeres Risiko, für das wir Vorsorge treffen müssen. Und wenn die Banken ihre Aktien weiterhin verkaufen wollen, müssen sie natürlich ihren Aktionären etwas bieten.

Die Banken haben also nicht zu viel Geld, wie es scheinen mag, sondern zu wenig?

Sie haben in jedem Fall weniger als ihre Konkurrenten im Ausland. US-amerikanische, englische oder spanische Banken sind viel rentabler. Das schlägt sich auch auf die Aktienkurse nieder.

Sie brauchen mehr Geld, um den Aktionären Rendite zu zahlen?

Die Banken müssen zusehen, daß sie für Kapitalanleger attraktiv bleiben. Sonst können sie ihr Geschäft nicht ausweiten und ihre Mitarbeiter nicht bezahlen.

Der Teil des Geldes, der für Aktionärsrenditen zur Verfügung steht, muß steigen, während der Anteil der Löhne sinken soll?

Sie spitzen das polemisch zu. Das würden noch nicht einmal die Gewerkschaften so sagen. Die wissen nämlich, daß die Bankarbeitnehmer nicht schlecht bezahlt werden. Die Personalkosten pro Kopf liegen bei durchschnittlich 104.000 Mark jährlich und damit 18 Prozent über denen in der Industrie. Seit 1990 sind sie um 62 Prozent gewachsen. Und die Arbeitnehmer unserer Institute wissen auch, daß sie in den Genuß der besten Sozialleistungen kommen.

Das wären fast sieben Prozent pro Jahr. Wann gab es denn derartige Lohnabschlüsse?

Es zählt ja nicht nur die lineare Gehaltserhöhung. Jüngere Mitarbeiter rutschen systematisch nach oben, je länger sie im Unternehmen arbeiten. Dadurch steigt natürlich die Gehaltssumme. Außerdem sind die unteren Tarifgruppen nahezu entvölkert, die Leute versammeln sich aufgrund von Weiterqualifizierung in den oberen Gruppen. Viele werden zudem übertariflich bezahlt.

Wollen Sie sich auch das 13. Monatsgehalt der Beschäftigten nicht mehr leisten?

Was die Gewerkschaften da behaupten, stimmt nicht. Wir wollten ursprünglich einen Teil des 13. Gehaltes leistungsbezogen ausgestalten. Doch dieser Vorschlag ist mittlerweile vom Tisch.

Sehen Sie die im Versicherungsgewerbe vereinbarten 3,2 Prozent Lohnerhöhung als eine Orientierung für einen Abschluß ?

Das kann ich ihnen nicht sagen. Wir verhandeln ja über ein Paket.

Interview: Hannes Koch