■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Treppchen rauf im CDU-Staat

Abteilungsleiter Michael Däumer grüßte den Parteifreund auch am Tag danach noch herzlich und Dr. Dirk Petrat, zuständiger Referent für „maritime Verbundwirtschaft“ in der Europa-Abteilung des Wirtschaftssenators, fühlt seitdem ganz klar, daß seiner Beförderung nichts im Wege steht: Nie wieder muß er sich mit dummen EU-Anfragen herumärgern, die ausgerechnet im schönen Bremen einen großen Kongreß veranstalten wollen! Nie wieder hat er die (wahrscheinlich hennahaarige!) Karin Jöns mit ihren gnadenlosen Briefen an den Hacken! Nie wieder will der EU-Ausschuß der Bürgerschaft von ihm wissen, wie lange der Kongreß denn dauern sollte – wie soll man als zuständiger Referent alles so genau im Kopf haben! Nie wieder wird der Staatsrat toben, weil er im Parlament hochnotpeinliche Fragen gestellt bekam! Nein, ich, Dr. Dirk Petrat, werde von dem blödsinnigen Alltagskram befreit, werde „Referent für Grunddsatzangele-genheiten“ und kann mich ganz auf das große Allgemeine konzentrieren, zur Verstärkung des auffallend überforderten Abteilungsleiters Däumer.

Nicht nur Petrat läuft seit Tagen strahlend durch die Flure, auch andere Parteimitglieder sind sicher, daß sie noch kurz vor den Wahlen in Position gebracht werden. Denn der unter Verantwortung des Freundes der Polen und der Weihnachtsbäume, Günter Niederbremer (CDU), geschaffenen Europa-Abteilung, die einen ganzen CDU-Kreisverband stellen könnte, droht Gefahr: Sie soll nach der Wahl dem SPD-geführten Rathaus und seinem Bonn-Bevollmächtigten Erik Bettermann angegliedert werden.

Verdiente Personen müssen daher schnell noch befördert werden. Zum Beispiel der arme Thorsten Groth, der erst 1996 von der CDU-Fraktion entlassen wurde. Ihn hat der Kopf der christdemokratischen Vetternwirtschaft, der aus der Bonner Parteizentrale nach Bremen gelobte Staatsrat Johannes Beermann, als Referent in der Europa-Abteilung untergebracht. Zuständigkeitsbereich: „Koordination in Europaangelegenheiten“. Entlassen werden wie damals kann er jetzt nicht mehr, er ist immerhin staatlicher Angestellter, aber unter SPD-Regie könnte er auf einen Abschiebe-Posten versetzt werden. Däumer will ihn davor absichern und zum „Referatsleiter“ ernennen. Er muß sich nicht sorgen, daß sich etwas ändert – außer der Zahl auf dem Gehaltszettel.

Und da gibt es auch eine Frau, die schnell vor der Wahl eine Beförderung verdient: Heide Swiecikowski. Trotz Stellenstop und Personalabbau hatte sie erst kürzlich eine Stelle im Öffentlichen Dienst bekommen – als Fachfrau für Europa-Recht in Niederbremers CDU-Staat. Verdient es das Europa-Recht, nur einer Referentin zu unterstehen? Verdient sie nicht auch die Beförderung zur Referatsleiterin für Europa-Recht? Schnell, schnell, es sind nur noch – pssst – sechs Wochen bis zur Wahl, sorgt Ihre Rosi Roland