Auf ins Parad-heiß!

■ Die Waller Eislaufhalle Paradice steht im Sommer den Skatern zur Verfügung / Staatsbetrieb „Bremer Bäder GmbH“ legte „Erfolgsbilanz“ vor

Zuerst war die Badeanstalt fürs Waschen da. Dann, daß die Leute lernten, nicht unterzugehen. Dann für Leibeserziehung. Und heute? Für Fun und Fitness. Soweit ist es schon: Die Bremer Bäder GmbH betreibt eine Eissporthalle. Gestern lud die stadteigene Bädergesellschaft zur Bilanzpressekonferenz. Sie hatte Merkwürdiges, Erstaunliches und Erfreuliches zu melden.

Zuerst das Erfreuliche: - Wenn das „Paradice“, die Eislaufhalle in Walle, ihr Sommerloch hat (5. April letzter Tag), wird sie zur Skaterhalle umgebaut („Parad-heiß“?). Am 2. Oktober startet die nächste Eislaufsaison. – Im Sommer gibt es für 99 Mark das Kinderferienticket skate & swim, mit dem sechs Wochen lang alle Bremer Hallen- und Freibäder und das Paradice besucht werden können. Ein bedenkenswertes Angebot, wenn das Wetter gut ist. Ansonsten bleiben die Eintrittspreise zwar auf hohem, aber immerhin unverändertem Niveau. – Das Stadionbad bekommt eine Kleinkinderecke und eine künstliche Badeinsel für Verliebte. – Das abgerissene ehemalige „Herbert-Ritze-Bad“ in der Vahr (der Name ist nicht trendy) wird derzeit durch das Vitalbad Vahr ersetzt. Anbaden Anfang 2.000.

Bringfriede Kahrs, Aufsichtsratsvorsitzende der Bädergesellschaft und vorteilhafterweise auch Sportsenatorin, sieht hinter der Leistungsbilanz der Bremer Bäder eine „Erfolgsstory“ – immerhin strich die Politik 1997 den Zuschuß um 700.000 auf 6,8 Millionen Mark zusammen, was der Staatsbetrieb ebenso ungerührt wegsteckte wie den hundsmiserablen Sommer 1998 und den verspäteten Start der Eislaufhalle. Die selbst erwirtschafteten Einnahmen stiegen trotzdem gegenüber dem Vorjahr um 500.000 Mark (5%). Stark stiegen die Hallenbadeinnahmen, was man auf das bessere Gesundheits- und Fitnessangebot zurückführt.

Prima ist die Eislaufhalle gestartet. In den letzten vier Monaten wurden über 140.000 Besucher gezählt; das von der Politik vorgegebene Ziel, daß sich das Paradice selbst tragen muß, ist noch nicht erreicht, aber Geschäftsführer Wolfgang Heise beteuert, dies sei ernsthaft ins Auge gefaßt. Einnahmen bringen Werbung und nicht unerheblich die Gastronomie. Weitere geschäftliche Aktivitäten: Es wird Unterricht im Skaten geben. Dazu kommen „Events“ wie ein Chill Inn am 8. Mai, zu dem die 100 besten deutschen Skater eingeladen werden. Und dann will das Paradice eine weitgehend unbekannte Sportart in Bremen installieren, das Inline-Hockey.

Zu einem kaufmännisch denkenden und handelnden Betrieb gehört eine gewisse Planungssicherheit. Die Bäder haben nach wie vor einen „gesellschaftspolitischen Auftrag“ (Bäderangebot zum „sozialverträglichen Preis“, Schul- und Vereinsschwimmen), deshalb dürfen sie immer auf Staatszuschüsse hoffen. Senatorin Kahrs versprach, sich dafür einzusetzen, daß die Bädergesellschaft in der nächsten Legislaturperiode mit einem Vierjahresvertrag kalkulieren kann.

Zwei Wermutstropfen: Das wirklich bedürftige Hallenbad Süd muß weiter warten. Und die Straßenbahnhaltestelle am Paradice wird weiter „Waller Friedhof“ heißen. Entscheidungsträger, die für tiefsinnige Paradoxien nicht zugänglich sind, behindern die fällige Umbenennung in „Waller Paradies“.

BuS