Besser als Weltklasse gehalten

■ THW Kiel gewinnt erneut den Deutschen Handball-Pokal durch das 28:19 über Lemgo

Der THW Kiel hatte gerade das Halbfinale um den Deutschen Handball-Pokal gegen den SC Magdeburg mit 29:20 gewonnen. Dennoch schien Coach Zvonimir Serdarusic am Sonnabend nachmittag über den Finalgegner nicht gerade glücklich zu sein: „Der Wunschgegner ist der, von dem man sicher weiß, daß man gegen ihn gewinnt. Das können wir vom TBV Lemgo nicht sagen.“ Der Manager der Fördestädter, Uwe Schwenker, war hingegen zufrieden, daß es im Endspiel gestern gegen die Ostwestfalen ging: „Da weiß die Mannschaft automatisch, daß sie konzentriert spielen muß.“

Dem Team muß er das auch noch einmal gesagt haben. Mit 28:19 fegten Magnus Wislander und seine Kollegen die Lemgoer von der Platte der Alsterdorfer Sporthalle und erspielten sich damit ähnlich überlegen wie im vergangenen Jahr den Cup. Damals unterlag der TV Niederwürzbach den Zebras mit 15:30. Nach 17 Minuten führten die Kieler bereits mit 9:2 und hatten fast zehn Minuten lang kein Tor zugelassen. „Über unsere Abwehr hätte man einen Lehrfilm drehen können“, analysierte Schwenker nach dem Match, „die beiden Rückraumspieler Volker Zerbe und Daniel Stephan“ – immerhin Welthandballer des Jahres – „wußten überhaupt nicht, wohin mit dem Ball.“ Für Serdarusic war Torhüter Goran Stojanovic der Mann des Turniers: „Ihm tue ich unrecht, wenn ich sage, daß er Weltklasse gehalten hat. Er war besser.“

Trotz der überlegenen Leistung wollte nach dem Ende keine richtige Freude aufkommen. Die beiden jugoslawischen Spieler Goran Stojanovic und Nenad Perunicic, die beide wegen des Krieges in ihrer Heimat mit Trauerflor spielten, wollten sich von ihren Fans gar nicht feiern lassen. Zur Siegerehrung mußten sie mehr gezwungen werden, als daß sie freiwillig auf das Siegerpodest kamen (siehe auch Bericht auf Seite 17).

Auch Zvonimir Serdarusic war trotz des Erfolges nachdenklich. Der Bosnier weiß, wie seine Spieler sich fühlen, wurde doch im Krieg sein Haus in Mostar zerstört. Dennoch reagierte der Mann, der nie lacht, professionell und konzentrierte sich auf Handball. Und sagte, daß der THW Kiel „verdient“ den sechsten Titel in seiner Amtszeit gewonnen habe und sich jetzt auf die Deutsche Meisterschaft konzentrieren werde. Die Kieler liegen in der Bundesliga zur Zeit drei Punkte hinter Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt, erwartet den Lokalrivalen aber am 21. April noch zum Duell in der Kieler Ostseehalle. Am Ende warf der Coach schon einmal einen Blick ganz weit nach vorne: „Wir haben es wieder einmal geschafft, auf den Punkt genau fit zu sein. Ich hoffe, das ist im nächsten Jahr genauso.“

Eberhard Spohd