Osterhasen flogen über die Knastmauer
: Wo bleibt Spritzen-vergabe im Knast?

■ Drogenverband „akzept“ kämpft weiter für hygienische Konsummöglichkeiten

Ganze 50 Stoffhasen – mit Pumpen und Kanülen behängt – flogen am Wochenende über die Mauern der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen (JVA). Kaum waren die Osterpäckchen auf der anderen Seite gelandet, kamen auch schon die ersten Beamten – und wurden sogleich mit Flugbättern bedacht.

Denn aufmerksam machen wollte der Bremer Landesverband „akzept - Verein für akzeptierende Drogenarbeit“ auf die in Bremen immer noch fehlende „Spritzenvergabe“ im Knast. Gegen diesen Mißstand hatte „akzept“ bereits im Dezember vergangenen Jahres mit einer Weihnachtspäckchen-Aktion protestiert. „Wir wollen weiter für hygienische Konsummöglichkeiten im Knast“ kämpfen, erklärt „akzept“-Mitglied Cornelia Barth die Osteraktion vom Wochenende.

Der Kampf vom Drogenverband wehrt sich nämlich gegen eine mittlerweile zehn Jahre währende Blockadehaltung der Anstaltsleitung und des Justizressorts. Dabei sind Modellversuche zur Spritzenvergabe in anderen Justizvollzugsanstalten in Lingen oder Vechta längst abgeschlossen – und können laut Cornelia Barth mit positiven Ergebnissen aufwarten: So sank z.B. in Vechta tatsächlich durch die Ausgabe steriler Spritzen die HIV- und Hepatitis-Infektionsrate bei den Gefangenen, während der Drogenkonsum gleichzeitig auch nicht zunahm. JVA-Beamte wurden zudem nicht mit Spritzen bedroht – eine Angst, die gerade die Bremer JVA-Beamten immer wieder als Kritikpunkt hervorbrachten.

Welche Rechtfertigung gibt es also dafür, Gefangenen den Gesundheitsschutz immer noch „zu versagen“?, fragt deshalb „akzept“-Mitglied Barth. Vor mittlerweile anderthalb Jahren hatten Anstaltsleitung und JVA-Beamte aus Bremen darauf eine recht merkwürdige Antwort parat: Auf einem Expertenforum lehnten Anstaltsarzt Klaus Fritsch und Walter Stelljes vom Personalrat der Justizvollzugsanstalt die Spritzenvergabe mit folgender Begründung ab: Man sei dagegen, in Bremen „halbe Sachen“ zu machen: Zeitgleich zum legalen Austeilen von Spritzen sollte auch eine kontrollierte Heroinvergabe im Knast möglich sein.

Eine Begründung, die der Drogenverband nur als Ausflucht vor dem „bereits Möglichen“ wertet. Denn das Betäubungsmittelgesetz läßt nach einer Gesetzesänderung die Abgabe steriler Spritzen zu. Trotzdem wird das „Problem in Bremen noch nicht einmal thematisiert“, lautet das Fazit der Drogenhilfe-Akteure. Dabei müsse endlich Schluß sein mit dem gefährlichen Spritzentausch unter den Gefangenen. „Wir werden nicht aufhören, die Verantwortlichen daran zu erinnern“ . kat