Kein Krisenplan für Flüchtlinge

■ Innenminister sehen erstmal keinen Handlungsbedarf / In Bremen aber verstärkter Zustrom / Diakonie sammelt Spenden

Das Fax kam vom „Ministerium für Flüchtlinge“ aus Sarajewo: 15.000 Flüchtlinge aus dem Kosovo seien dort bereits angekommen. „Jetzt betteln sie bei uns um Hilfe“, berichtet Maria de Gast von einem dringlichen Aufruf befreundeter Helfer aus Bosnien. Maria de Gast leitet in Bremen ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber und ist deshalb auf „alles gefaßt: Hier im Haus könnten wir sofort eine Notaufnahme für Flüchtlinge aufmachen.“

Doch soweit wird es wohl vorerst nicht kommen: Denn auch Bremen schob gestern wie die anderen Bundesländer keine Krisenpläne zur Flüchtlingsaufnahme an. „Wenn es sein muß, könnten wir unsere Aufnahmekapazitäten sofort ausweiten“, wehrte Erhard Heintze, zuständiger Flüchtlings-Referent im Sozialressort, mögliche Aktivitäten ab. Denn noch am Nachmittag ergab eine Krisen-Schaltkonferenz der Länder-Innenminister laut Bremer Innenressort: Im Grunde bestehe kein dringlicher Handlungsbedarf. Verstärkten Flüchtlingsstrom gen Westen nehme man erstmal nicht an, so die zentrale Aussage.

Das allerdings erlebt „die zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Bremen“ (ZAST) anders. Dort kamen allein seit Januar 70 geflüchtete Kosovo-Albaner an. „Wir hoffen, daß sich endlich etwas tut“, sagt deshalb eine Mitarbeiterin: Schon „haufenweise Leute“ hätte man untergebracht. „Wie sollen wir mit denen weiter verfahren?“, fragt sie angesichts unklarer Rechtslagen: Denn noch müssen alle Ankommenden ein aussichtsloses Asylverfahren starten – als Bürgerkriegsflüchtlinge mit befristeter Aufenthaltserlaubnis sind sie bislang nicht anerkannt.

Von einer solchen Statusänderung war gestern aber erstmal auch keine Rede. Stattdessen propagierten das Bremer Sozialressort und das Büro der Bremer Ausländerbeauftragten vor allem die „Hilfe vor Ort“. Rückendeckung bekamen sie von der grünen Bremer Flüchtlingsaktivistin Andrea Frohmader. Die Flüchtlinge sollten erstmal in den benachbarten Grenzländern versorgt werden, forderte sie auf Nachfrage – um später nicht erst von Deutschland aus beschwerlich in ihrer Heimat Fuß zu fassen. Die Vorsitzende der Bosnienhilfsorganisation „Brücke der Hoffnung“ kündigte außerdem eine „große Hilfsaktion“ an – allerdings erst nach der Osterzeit.

Und so blieb nur die Diakonie, die gestern als einzige von sich aus öffentlich aktiv wurde: Das Diakonische Werk rief zu Spenden auf für die Katastrophen-Hilfe in Mazedonien, bei der Lebensmittel und Hygieneartikel verteilt werden – und für die Flüchtlingshilfe in der Stadt Shkoder in Nord-Albanien. Die Bevölkerung könne die Ankommenden „kaum mehr versorgen“, heißt es von da. Spenden für Decken, Betten und Zelte werde die Diakonie sofort an die Partner vor Ort weiterleiten, machte der Verband in einer Erklärung klar. kat

Spenden für Mazedonien unter Stichwort „Kosovo“ auf Kto.Nr.: 106 17 12, Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01), für Albanien an Stichwort „Kosovo“ unter 94 293, Bankhaus Carl F. Plump & Co. (BLZ 290 304 00).