„Wir sind ein gefährliches Team“

■ Die deutsche Daviscup-Mannschaft hofft vor dem Match gegen Rußland auf die Formkrise von Australian-Open-Sieger Kafelnikow

Berlin (taz/dpa) – In welcher Verfassung ist Jewgeni Kafelnikow? Dies ist wohl die entscheidende Frage vor dem Daviscup- Erstrundenspiel zwischen Deutschland und Rußland, das morgen in der Frankfurter Ballsporthalle mit den ersten beiden Einzeln beginnt. Gegen einen Kafelnikow in Topform dürften sich die deutschen Einzelspieler Thomas Haas und Nicolas Kiefer schwertun.

Kafelnikow startete sehr erfolgreich ins Tennisjahr. Er gewann bei den Australian-Open in Melbourne den zweiten Grand-Slam- Titel seiner Karriere. Anschließend siegte er in Rotterdam, verpaßte dann aber knapp den Sprung an die Spitze der Weltrangliste — was beim 25 Jahre alten Russen eine kleine Formkrise auslöste. Die erklärt der Weltranglistendritte nun für beendet: „Ich war müde, doch nun bin ich gut erholt.“ Dennoch gibt sich Deutschlands Teamkapitän Carl-Uwe Steeb zuversichtlich: „Ein Kafelnikow ist schlagbar.“ Auch seine Spieler äußern sich bemerkenswert selbstbewußt: „Wir sind ein gefährliches Team. Wenn wir gut spielen, kann viel passieren“, sagt Haas (Weltranglisten-19.). „Wir können den Daviscup gewinnen“, glaubt Kiefer (26.) gar.

Doch für solche Prognosen ist es noch etwas früh. Zumal das russische Team mit Marat Safin einen talentierten zweiten Einzelspieler aufbietet. Safin ist zwar erst 19 Jahre alt, liegt in der Weltrangliste aber schon auf Position 23. Er trifft am Freitag zunächst auf Haas. Steeb: „Safin hat gut gespielt und gute Leute geschlagen. Aber wenn er unsere Spieler schlagen will, muß er noch einen Zahn zulegen.“

Zuversicht zieht der Kapitän aus der Anwesenheit von Boris Becker, der zusammen mit David Prinosil Doppel spielen wird: „Ich bin froh, daß Boris im Team ist. Er ist für uns mehr als wertvoll.“ Becker scheint vor dem vielleicht letzten Daviscup-Einsatz seiner Karriere fit zu sein. In Florida erreichte er zusammen mit Jan-Michael Gambill das Finale der Doppelkonkurrenz — dort unterlag das Duo aber Wayne Black/Sandon Stolle klar mit 1:6, 1:6. „Boris hat drei Monate lang kein Turnier gespielt und spielt dann ein Finale. Das sagt alles“, meint Steeb. Prinosil spricht in diesem Zusammenhang von „Wahnsinn“. Derartige Aussagen wirken allerdings ähnlich euphemistisch wie Beckers Gesamteinschätzung: „Deutschland gegen Rußland ist wohl eine der sportlich hochkarätigsten Begegnungen, die es im Daviscup derzeit überhaupt geben kann.“ MG