Hahn für den Hornissenkorb

■ Der Basketballer Michael Jordan erwägt angeblich ein Comeback bei den Charlotte Hornets

Berlin (taz) – „Zu 99,9 Prozent“ sei er des Basketballs müde, hatte Michael Jordan verraten, als er vor drei Monaten seinen Abschied aus der NBA erklärte. Blieben 0,1 Prozent – bei jemandem, der schon einmal zurückgetreten und wiedergekehrt ist, keine vernachlässigenswerte Größe. So kann es kaum verwundern, daß, nachdem bekanntgeworden war, daß Jordan 50 Prozent der Anteile am NBA- Klub Charlotte Hornets erwerben will, sofort die Spekulationen ins Kraut schießen, ob er denn vielleicht sogar für die Hornets spielen werde. Ein Radiosender, der sich auf dem Basketball-Rentner „nahestehende Quellen“ berief, meldete am Dienstag, daß Jordan möglicherweise mindestens in der nächsten Saison für die Hornets auflaufen wolle. Dieses Szenario beinhaltet auch die Installierung von Phil Jackson, dem sechsfachen Meistertrainer der Chicago Bulls, als Chefcoach und die Übernahme der Präsidentenrolle durch Dean Smith, Jordans altem Trainer auf dem College von North Carolina. Smith, der wohl renommierteste Universitätscoach der USA, setzte sich vor zwei Jahren zur Ruhe.

„Als jemand, der aus North Carolina stammt, würde ich die Gelegenheit begrüßen, dazu beizutragen, die Hornets zu einem Spitzenteam der NBA wachsen zu lassen“, hatte Michael Jordan sein Interesse an dem schwächelnden Klub begründet, und wer wäre besser geeignet als der 36jährige, die Dinge erst mal auf dem Spielfeld zu richten. Zwar hatte Jordan in der letzten Saison bei den Chicago Bulls nicht mehr ganz die Leistung früherer Zeiten erreicht und in nahezu allen statistischen Kategorien die schlechtesten Werte seit vielen Jahren aufzuweisen, der beste Spieler der Liga war er aber immer noch. Nicht genug für einen Perfektionisten wie Jordan, was seinen Abschied bei den Bulls erklärt. Die Aufgabe, ein Team, das ihm praktisch selbst gehört, auf den richtigen Weg zu bringen, könnte aber genug Reiz bergen, um den ehrgeizigen Milliardär noch einmal zum Basketball greifen zu lassen – auch wenn er riskieren würde, eine gehörige Portion von seinem Nimbus einzubüßen. „Ich muß mich in Form halten“, soll er Freunden mitgeteilt haben.

Gebrauchen könnten ihn die Charlotte Hornets jederzeit. Vor einigen Jahren waren sie mit Stars wie Larry Johnson, Alonzo Mourning, Hersey Hawkins und Muggsy Bogues eines der hoffnungsvollsten Teams der Liga, doch dann lief fast alles schief. Die Mannschaft fiel auseinander, und auch diese Saison sind die Hornets mit 12:16 Siegen eines der schlechtesten Teams der Eastern Division. Weder der Rücktritt von Coach Dave Cowens noch die Neuzugänge Eddie Jones und Elden Campbell, für die Glen Rice und J.R. Reid zu den Los Angeles Lakers gingen, brachten bisher Besserung. Am Dienstag verloren sie in heimischer Halle mit 99:109 sogar gegen die Boston Celtics, eines der wenigen Teams in der NBA, die noch miserabler dastehen.

Egal ob Jordan noch einmal zum Flug ansetzt oder nur als Besitzer die Fäden zieht, eine Hoffnung von Jerry Reinsdorf wird sich wohl nicht erfüllen. „Ich hoffe, daß David Falk Generalmanager bei den Hornets wird“, sagt der Boß der Bulls über den gewieften Agenten, der neben Jordan viele NBA-Stars vertritt, „das würde dem Rest der Teams eine Menge Geld sparen.“ Matti Lieske