Astronauten-Outfit gesucht

Sachen gibt's, die gibt's gar nicht – es sei denn, die Hamburger Sachensucherin Silvia Dahlheimer spürt sie auf  ■ Von Stefanie Heim

Das, was zu Ostern so manchen mit kindlicher Freude erfüllt, nämlich die Suche nach Eiern, Schokolade oder Plüschtieren, hat Silvia Dahlheimer zu ihrem Beruf gemacht. Ihr Repertoire geht über den Osterschnickschnack hinaus: Seit einigen Monaten ist die 50jährige Hamburgerin professionelle Sachensucherin und bietet jedem Interessierten ihre Dienste an. Eigentlich, so kokettiert sie, „hasse ich es, zu suchen. Der Vorgang an sich ist reichlich unerquicklich“.

Doch wenn sich Dahlheimer ersteinmal in die Recherche gestürzt hat, wird sie oft fündig. Da war zum Beispiel jener Kunde, der sein Leben lang von einem echten Astronauten-Overall geträumt hatte. Dahlheimer nahm über das Internet Kontakt mit der Nasa auf, recherchierte per Kleinanzeige und wurde letztlich in Thüringen fündig. Ein dortiger Sammler besaß tatsächlich einen Nasa-Weltraumanzug, der von einer Space-Shuttle-Mission stammte.

Im Moment kann sich Silvia Dahlheimer kaum noch vor Aufträgen retten: Ein Brillengestell soll sie suchen, und zwar eines, das im wuchtigen Stil der Onassis-Modelle gestaltet ist. Andere Kundinnen wollen alte Schallplatten der Münchner Lach- und Schießgesellschaft finden, einen Tannenbaumfuß, der sich dreht und Musik macht, oder eine Entenpresse, mit deren Hilfe noch aus dem gebratenen Vogelgerippe Saft zur Verfeinerung der Sauce gepreßt werden kann. Im März war Dahlheimer vierzig unterschiedlichen Dingen auf der Spur. Die Sachensuche brummt.

Letztes Jahr noch legte die 50jährige Visitenkärtchen aus. Manch einer mag bei der Berufsbezeichnung Sachensucherin an die leeren Garnrollen der Pippi Lang-strumpf gedacht haben, die sie in einer Kiste sammelte. Die Reaktion auf die Visitenkärtchen war entsprechend mau. Inzwischen haben sich Dahlheimers Dienste jedoch herumgesprochen, und die ehemalige Chefsekretärin ist froh, sich selbständig gemacht zu haben.

Zugute kommt ihr dabei das Kunst- und Geschichtsstudium aus früheren Zeiten, denn oft ist nicht nur ihre detektivische Spürnase, sondern auch ihr geschulter antiquarischer Blick gefragt. Wenn sie Möbel, Porzellan, alte Bücher oder eine Puppenküchenkasserolle ergattern soll, dann durchstöbert Dahlheimer Trödelläden und Archive, hält den Kontakt zu Museen und geht auf Auktionen. Vom gekringelten Narrwalstoßzahn ließ sie im Berliner Museum für Naturkunde einen Abdruck machen. Dieser ist jetzt im Schaufenster einer Einhorn-Apotheke zu sehen.

Computer und Telefon sind Dahlheimers wichtigste Utensilien. Neben der weltweiten Internetrecherche sind ihr persönliche Gespräche wichtig. „Am Telefon heißt es nachhaken und sich nicht abschütteln lassen, darin bin ich recht munter“, feixt die Hamburgerin. Die Auftragsgebühr beträgt 35 Mark, jede Suchstunde kostet 55 Mark, auch wenn die Recherche erfolglos bleibt. Bei langwierigen Suchaktionen nimmt Dahlheimer natürlich Rücksprache, ob weitere Nachforschungen angebracht sind. Zu Ostern, wenn alle Welt Eier sucht, wird sich die Sachensucherin mal eine Pause gönnen. „Dann verstecke ich im Garten lediglich ein paar süße Eier.“

Die Hamburger Sachensucherin Silvia Dahlheimer ist zu erreichen über 040/77 94 98