Bei Saalwette ertrunken

■ Ploppende Coachp0tatoes bei „Bo Doerek“ im St.-Pauli-Theater

Die Sitze des St.-Pauli -Theaters sind zwar nicht so bequem wie der Fernsehsessel zuhause und man kann neben sich auch weder Chips noch Bierchen abstellen, aber was Bo Doerek in ihrem neuen Programm dort auf die Bühne stellen, das ist TV-Konzentrat der ganz besonderen Art.

Man sollte schon eine weitreichende Couchpotato-Vergangenheit haben, um all die Gags um die Stars der großen kleinen Fernsehwelt zu begreifen. Menschen unter 20 haben da wenig Stoff zum Schwelgen, wurden aber auch kaum gesichtet im Premierenpublikum.

Die zahlreich erschienene Fangemeinde hingegen wußte genau um was es ging, als nur die ersten Akkorde von „Taratin Taraton“ erklangen. „Mireille Matthieu“, jauchzte das schwule Pärchen neben mir und strahlte über beide Ohren. Durchaus mutig wurde auch mitgeploppt bei Michael Schanzes Credo: „1, 2, 3, du mußt dich entscheiden ... und sage ich plopp, dann heißt das Stop.“

Alexandra Doerk und Hubertus Borck – kurz Bo Doerek – sind an diesem Abend Renate und Roger, Starmoderatorenpaar des deutschen Fernsehens, das nach längerer Bildschirmabstinenz sein Comeback feiert. Die Generalprobe der Samstagabendshow verläuft jedoch mit Tücken: Kandidatin Roswitha aus Ellerhoop ertrinkt bei der Saalwette, Walter Sparbier taucht völlig deplaziert mit irgendwelchen Gewinnern auf, Sängerin Alexandra kommt nie in der Show an, weil sie noch die trampenden Inga und Wolf in Itzehoe aufgabelt, Bettina Wegener bekommt 5 Mark in die Hand gedrückt, weil man sie für eine Pennerin mit Klampfe hält und Frank Elsner soll Montserrat Caballé vom Flughafen abholen, weil er der einzige mit einem Kombi ist.

Bemerkenswert in diesem glitzernden Wahnsinnsszenario sind, neben den boshaften Spitzen, die Gesangseinlagen der beiden Musicalstars Alexandra Doerk und Hubertus Borck. Schwungvoll begleitet am Piano von Jakob Vinje und fernsehballetreif choreographiert von Nicole Rill haben Bo Doerek zwei Stunden Fernsehhorror vom Feinsten inszeniert. Stefanie Heim

Noch bis zum 25. April, täglich außer montags, 20 Uhr