Radio Bremen wieder führungslos

Darauf war bei Radio Bremen niemand vorbereitet. Der erst Mitte März einstimmig vom Rundfunkrat zum Intendanten gewählte stellvertretende WDR- Fernsehchef Michael Schmid- Ospach hat seinen Verzicht auf das Amt erklärt. Wie die Rundfunkratsvorsitzende Roswitha Erlenwein am Donnerstag mitteilte, hat Schmid-Ospach seine Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen begründet. Für den 9. April hat sie den Rundfunkrat einberufen, der nun das weitere Vorgehen beraten soll. Und die Zeit drängt. Nach dem neuen Radio-Bremen-Gesetz steht der kleinste ARD-Sender ab 1. Mai ohne Direktorium da.

Zwar könnte der noch amtierende Intendant Karl-Heinz Klostermeier zum Übergang weiterbeschäftigt werden. Doch insbesondere im von Bürgermeister Henning Scherf (SPD) geführten Rathaus will man schleunigst einen Schlußstrich unter die Ära Klostermeier ziehen. Die Ankündigung von Roswitha Erlenwein, das Personalproblem noch im April zu lösen, wurde deshalb im Rathaus mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Nach dreimonatiger Suche hatte eine Findungskommission Michael Schmid-Ospach aus 26 Bewerbungen ausgesucht und dem Rundfunkrat am 17. März zur Wahl vorgeschlagen. Auf weitere Plazierungen hatte das mit den Bremer SPD- und CDU-Chefs, Vertretern des Senders und anderen Amateur-HeadhunterInnen besetzte Gremium verzichtet. „Den Ruf der Nummer zwei wird doch niemand mehr los“, weist ein Kommissionsmitglied Kritik an diesem Vorgehen zurück. Mehrere Rundfunkräte hatten sich darüber beschwert und dann doch einstimmig die Hand für Schmid-Ospach gehoben. Jetzt muß der Rundfunkrat am 9. April entscheiden, ob dieselbe Findungskommission wieder eingesetzt wird oder ob sich im Bewerberpool nicht doch noch ein geeigneter Kandidat findet. Beim ersten Durchgang hatte außer Schmid-Ospach der USA-Korrespondent Klaus Thebrath einen guten Eindruck hinterlassen. Christoph Köster