Konkurrenz für die Telekom

■ Mannesmann Arcor übernimmt die RWE- und Veba-Tochter Otelo für 2,25 Milliarden Mark und bildet damit einen neuen deutschen Telefonriesen. Mobilcom ist verärgert

Düsseldorf/Berlin (rtr/taz) – Die Westdeutsche Landesbank hatte es in einer Studie im Februar vorausgesagt: Auf die deutsche Telekommunikationsbranche komme eine Konsolidierungswelle zu, nur die stärksten der neuen Anbieter werden überleben. Am Donnerstag wurde die erste große Übernahme auf dem deutschen Markt bekannt: Mannesmann Arcor kauft von den Stromkonzernen Veba und RWE die Telefongesellschaft Otelo für 2,25 Milliarden Mark. Damit gehen Tausende Firmenkunden, 400.000 private Telefonkunden und 600.000 Internetnutzer der Otelo-Tochter germany.net an Mannesman Arcor. Otelo hat bislang Milliardenverluste erlitten.

Schon seit längerem kursieren Gerüchte, wer Otelo aufkaufen wird. Die WestLB hatte in ihrer Studie Mobilcom und Otelo als passendes Paar gesehen. Mobilcom hatte vergangene Woche tatsächlich Interesse gezeigt. Doch nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe der Übernahme von Otelo durch Arcor brach Mobilcom die Gespräche mit den beiden Otelo-Müttern ab. Zur Begründung sagte Mobilcom-Chef Gerhard Schmid, das Otelo-Glasfasernetz sei nur angemietet. Er wolle nicht mehrere Milliarden Mark für Kauf und Sanierung der Firma aufwenden, um künftig überhöhte Leitungsmieten zu zahlen. Schmid ist zudem verärgert über die Verhandlungsführung der Stromkonzerne. Auch debitel war als möglicher Käufer genannt worden.

Mannesmann Arcor betonte, Otelo werde als separate Gesellschaft bestehenbleiben. Nicht in dem Deal enthalten ist der Mobilfunkanbieter e-plus, der mehrheitlich RWE und Veba gehört. Nach Branchenvermutungen dürften Veba und RWE das durch den Otelo-Verkauf eingenommene Geld dafür verwenden, weitere Anteile von e-plus zu erwerben.

Mannesmann-Arcor-Chef Harald Stöber gab sich gestern siegessicher: „Wir rechnen mit einem deutlichen Wachstumssprung von 50 Prozent auf allen Gebieten unseres Geschäftes.“ Bald soll die Gewinnschwelle erreicht werden: „Wir bleiben bei unserer Aussage, daß die Gesamtgruppe 2001 im Plus ist.“ Nach Angaben eines Firmensprechers ist Mannesmann Arcor im Festnetz mit 850.000 Kundenanschlüssen und einem Jahresumsatz von 1,8 Miliarden Mark im vergangenen Jahr Nummer zwei hinter der Telekom. Mit dem Otelo-Kauf wachse der Anteil von Arcor am deutschen Markt für Ferngespräche um mehr als die Hälfte. Noch ist Otelo allerdings im Minus: Der Festnetzbereich wies im abgelaufenen Jahr 2,2 Milliarden Mark Verlust aus. Schwarze Zahlen sollen planmäßig ab 2002 geschrieben werden. lieb