Schamlose Dilettanten

■ Das Vokalquartett „Schall & Rauch“ in der Kleinen Revue des Friedrichstadtpalastes

Zunächst die gute Nachricht. Die Kleine Revue des Friedrichstadtpalastes, diese seit geraumer Zeit aufgrund von Sparmaßnahmen in Dämmerschlaf gesunkene Bühne, wird endlich wieder bespielt. Zwar nur durch ein Gastspiel, aber wer weiß: Vielleicht folgen weitere und holen so das heimelige Theater zurück ins Berliner Kulturleben.

Und nun die schlechte Nachricht: Die Kleine Revue wird von Dilettanten heimgesucht. Sie nennen sich schamlos „Schall & Rauch“, und dabei kann die künstlerische Diskrepanz zwischen dem legendären Kabarett Max Reinhardts und diesem Männer-Vokalquartett größer kaum ausfallen. „Wochenend und Sonnenschein“ nennen die Herren ihr Programm und springen im Titel wie auch zum Teil im Repertoire auf den Revival-Zug der Comedian Harmonists auf – und blamieren sich bis auf ihre schönen weißen Socken.

Seit nunmehr sechs Jahren soll das Quartett bereits zugange sein. Wer immer auch sie ermutigt haben mag, sich auf ein Parkett wie jenes in der Friedrichstraße zu begeben, müßte dafür zu einem Zwangsbesuch sämtlicher Vorstellungen verurteilt werden. Dem Kritiker, der im Laufe des Abends immer mehr peinlich berührt zu Boden schielte und verschämt mit den Füßen scharrte, kann den Abend allenfalls als perfektes Anschauungsmaterial in Sachen Vermessenheit und Selbstüberschätzung verbuchen. So was kriegt man ansonsten nur bei Weihnachtsfeiern von Kegelklubs oder Sommerfesten von Anglersportvereinen zu sehen.

Hudson Shad oder auch das Comedian-Harmonists-Ensemble von der Komödie am Kurfürstendamm haben die Präzision und zu Teilen auch die intelligente Interpretation, welche die Comedian Harmonists zu einer Legende machte und vier singende Männer zu einem Vokalensemble werden läßt. Bei den vier Herren von „Schall & Rauch“ hapert's nicht nur an der Stimme, an Timing, Showtalent und Esprit. Die Choreographie ist banal und dann auch noch unsauber. Ob Sie Schlager wie Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen“ oder Ricky Shanes „Zeit macht nur vor dem Teufel halt“ singen – es bleibt beim platten Blödeln und altbackenen, gänzlich unkomischen Späßchen. Wo die Sangeskunst versagt, ist hier nicht einmal eine originelle Darbietung zur Stelle. Daß man glaubt, mit Utensilien aus der Faschingsabteilung von Karstadt tatsächlich Witz hervorzaubern zu können, macht einen schließlich nur noch fassungslos. Axel Schock

Kleine Revue des Friedrichstadtpalastes, Friedrichstraße 107, 8.–11.4., 20 Uhr