■ Klaus Mucha (46) verläßt nach 29 Jahren Mitgliedschaft seine Partei, die SPD

Mit dem Wehrpaß in der Tasche war Klaus Mucha 1971 nach Berlin gekommen – der einzigen wehrpflichtfreien Stadt der damals noch kleineren Republik. Ein Jahr zuvor hatte er sich den SozialdemokratInnen angeschlossen: 1970 war er Willy Brandts Slogan „Mehr Demokratie wagen“ gefolgt.

Seit dieser Woche ist Klaus Mucha, inzwischen 46 Jahre alt und Diplom-Psychologe, kein Parteimitglied mehr. Nichts hat ihn mehr in der Partei gehalten, die die Luftangriffe der Nato in Serbien unterstützt.

„Damals bin ich wegen der Wehrpflicht nach Berlin abgehauen. Und heute ist die SPD in der Regierung und steht in vorderster Front.“ Die SPD – nicht mehr seine Partei.

„Nach 29 Jahren Mitgliedschaft in der SPD muß ich nun erleben, wie meine Partei weniger Rückgrat besitzt als Griechenland, Italien oder Österreich und den Nato-Angriff gegen Jugoslawien in vorderster Front betreibt“, schreibt Mucha in seiner Austrittserklärung, die gestern dem SPD-Landesverband zugestellt wurde.

Das Nato-Bombardement hat für Mucha aber nur das Faß zum Überlaufen gebracht. Denn für den Psychologen ist, wie er in seiner Erklärung schreibt, „die Wandlung meiner Partei, die für den demokratischen Sozialismus kämpfen müßte, zu einer neoliberal-prokapitalistischen Partei unerträglich geworden.“

Der Sozialdemokrat, der sich im Ortsverband Rudow in erster Linie in der Gewerkschafts- und Betriebspolitik engagiert hat, sieht für sich als Parteilinken keinen Platz mehr in der SPD, vor allem seit dem Abgang von Oskar Lafontaine: „Diese Partei ist nicht mehr meine Partei. Ich bin nicht in der Mitte, wo der Sumpf ist, wie schon August Bebel richtig feststellte, sondern bleibe links.“ Barbara Junge