Luftig leichte Blessuren

■ Frauenschicksale im Schnürschuh-Theater: Karin Uthoff und Maria von Bismarck spielen ihr Stück „Überleben Sie mal“

Paul Dessaus rührendes Lied vom Pflaumenbaum, dem es trotz anhaltender Bemühungen nicht gelingt, je eine Frucht hervorzubringen, steht als eine Art Motto über dem heiter-melancholischen, witzig-tragischen Abend namens „Überleben Sie mal“ im Schnürschuh-Theater. Sieben Frauengeschichten haben sich die Schauspielerinnen Maria von Bismarck und Karin Uthoff ausgesucht und ausgedacht und unter der Regie Rainer Iwersens in Kabinettstückchen schauspielerischer Kammerkunst umgesetzt.

Eine termingestreßte Therapeutin im schicken Hosenanzug, die ihre Berufssituation keineswegs meistert; eine Schlangenbeschwörerin, die ihr Handwerk schon von Papi gerlernt hat; eine Schwangere, die weiß, daß sie ein behindertes Kind zur Welt bringen wird; eine vom Leben gezeichnete Frau, die das Vorhandensein von Narben mit Lebensqualität verbindet, und weitere Frauengestalten erwachen in diesem Stück zum Leben. Es ist nicht alles gleichermaßen gelungen, dafür aber manches excellent. Und spaßig. Es gibt keinen Holzhammer an diesem Abend, dafür viel luftig Leichtes und Transparentes, ohne daß die beiden Darstellerinnen ins Unverbindliche abdriften. Karin Uthoff spielt eher die Frauentypen mit den schwereren Lebensblessuren. Dabei ist es wunderbar, wie sie sich in der letzten Szene in einer Lampenwelt einigelt. Maria von Bismarck stellt eher die Frauen dar, denen weibliche Anpassung abverlangt wird und die dann entsprechend um und für ihr Ego kämpfen (müssen).

Die vielen Lieder – auf offener Bühne begleitet von Jens Schöwing – funktionieren nicht immer sinnvoll und klingen gelegentlich als gewaltsam in die Episoden gepreßt. Aber auch das ändert nichts daran, daß diese Inszenierung im Ganzen gelungen und sehr unterhaltend ist. usl

Weitere Aufführungen: 8., 11. und 14. April, 22., 27. und 30. Mai sowie am 17. und 18. Juni jeweils um 20 Uhr im Schnürschuh-Theater, am Buntentorsteinweg 145