Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

8 MM USA 1998, R: Joel Schumacher, D: Nicolas Cage, Joaquin Phoenix

Ein Paradebeispiel dafür, wie ein Drehbuch aus dem Ruder laufen kann. Bis zur letzten halben Stunde ist dies ein solider Thriller über einen Privatdetektiven, der herausfinden soll, ob auf einem Schmalfilm, den eine reiche Witwe im Tresor ihres eben verstorbenen Mannes findet, wirklich eine junge Frau ermordet wurde. Aber plötzlich gibt es da einen völlig unglaubwürdig und grotesk wirkenden Anruf des Detektiven bei der Mutter des Opfers, beide weinen sich minutenlang etwas vor, und von diesem Moment an kann man keine Szene des Films mehr ernstnehmen. Man ist nur noch peinlich berührt darüber, daß man bis hier hin dem Regisseur auf den Leim gekrochen ist. Joel Schumacher hat mit der Brechstange versucht, den Plot jenen archetypischen Mythen anzugleichen, nach denen in Hollywood so gerne die Skripts gestrickt werden. Aber selbst Nicolas Cage kann mit all seiner Schauspielkunst den kruden Übergang vom toughen Detektiven zum Übermenschen nicht kaschieren, und so säuft der Film schließlich unrettbar in unfreiwilligen Lachern ab. (hip) CinemaxX, UT-Kinocenter, Gloria (Del)

Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch

„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Europa, Passage (Del), Ziegelhof (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Arlington Road USA 1999, R: Mark Pellington, D: Jeff Bridges, Tim Robbins

„Arlington Road spielt in einem der feineren Vororte von Washinton DC, wo der verwitwete Geschichtsprofessor Faraday mit seinem neun Jahre alten Sohn lebt. Neue Nachbarn, der Architekt Oliver Lang, seine Frau und ihr 10jähriger Sohn, ziehen ein und eine Freundschaft entwickelt sich. Eine lange, unheilvoll wirkende Einstellung läßt ahnen, daß Michael, der Kurse in Terrorismus gibt, tief verstört ist, besessen von Verschwörungstheorien, und daß Olvier eine zweifelhafte Vergangenheit hat, vielleicht sogar einen Bombenanschlag auf ein Justizgebäude in St. Louis geplant und ausgeführt hat. Ist Michael nur paranoid, oder hat der glatte Oliver Schlimmes mit seinem Nachbarn vor? Dies ist ein sehenswerter Beitrag zu dem vertrauten Genre der „Verschwörungs-Thriller“. Aber die Konstruktion macht es notwendig, daß wir alles mit Michaels Augen sehen, und so bleibt der interessanteste Charakter des Films, Oliver, leider unerforscht - eine mysteriöse Chiffre.“ (The Observer) CinemaxX, UFA-Palast

Asterix erobert Rom Frankreich 1975, R: René Goscinny, Albert Uderzo

Zum direkten Vergleich nun auch einer der alten Zeichentrickfilme. UFA-Palast

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – braucht sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den Special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)

B

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg

C

Celebrity USA 1998, R: Woody Allen, D: Kenneth Branagh, Melanie Griffith, Leonardo DiCaprio

„Schwieriger Fall, dieser neue Woody-Allen-Film: Alles schon dagewesen, aber immer noch gut. Der Stoff ist nach wie vor unterhaltsamer und intelligenter als das meiste, was wir sonst zu sehen kriegen, immer noch gibt es die derzeit angesagtesten Stars in frischen Rollen (hier: Di Caprio und Winona Ryder), wir können uns wie sonst den unterhaltsamen Neurosen schöner Frauen in voyeuristischem Interesse nähern, und wir sehen uns in Allens Filmen immer noch selbst zu: mit unseren moralisch fragwürdigsten Seiten. Der Film mit 242 Sprechrollen und 5128 Statisten beschäftigt mehr Personal als jeder seiner Vorgänger, Prominente geben sich für Gastauftritte die Klinke in die Hand. Das Ergebnis wirkt etwas übererregt. Es ist brilliant, trotzdem sieht es aus, als sei es gleichsam im Vorbeigehen gedreht, mit rauen Strichen gezeichnet – als Skizze, nicht als Gemälde, und mit Stereotypen, nicht mit realen Personen. Es ist auch kein Zufall, daß die typische Allen-Figur hier von Kenneth Branagh gespielt wird, diesem Schauspieler, der das Kunststück fertigbringt, authentisch einen ganzen Film lang die typischen Woody-Allen-Dialoge in vollendet verwirrter Hektik abzusondern und dabei nicht ein einziges Mal komisch zu wirken.“ (epd-film) Schauburg, Gondel, Casablanca (Ol)

Central Station Bras/F 1997, R: Walter Salles

„Mit Gott folge ich meinem Schicksal“ steht auf dem Schild an einem Lastwagen, mit dem die ehemalige Lehrerin Dora und der 9jährige Josue durch Brasilien reisen. Sie sind auf der Suche nach Josues Vater. Ein wunderschönes, poetisches Roadmovie.“ (TV-Spielfilm) Atlantis, Koki im Atlantis (BHV)

D

Dunderklumpen Schweden 1973, R: Per Ahlin, D: Beppe Wolgers, Jens Wolgers

„Ein Junge auf der Suche nach seinen Puppen, die ihm von einem Troll gestohlen wurden. Ein für Kinder schwer zugänglicher Film, mit teilweise realen, teilweise animierten Figuren, einer etwas komplizierten Erzählstruktur und der naiven Botschaft, daß der Mensch ohne Geld glücklicher und besser ist.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto

„Ein naher, aber nicht ganz so cleverer Verwandter der „Scream“-Familie: Moderne Mythen sind der Aufhänger dieser Metzelmär. Kennt man hierzulande Schauer-Stories á la „die Spinne in der Yuccapalme“, ist's in der USA eben der Axt-Mörder auf der Rückbank oder jener unheimliche Anrufer, der sich bereits im selben Haus befindet. Mit solcherlei Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

E

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio

E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan

„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter

F

Fear and Loathing in Las Vegas USA 1998, R: Terry Gilliam, D: Johny Depp, Bencio Del Ricci

„In der vollen Lobby eines Hotels in Las Vegas verzieht sich das Gesicht einer Frau, Touristen verwandeln sich plötzlich in eine böshafte Ansammlung von Eidechsen. Diese Szenen, eines von den vielen Tableaus in Hunter S. Thompsons brillanter Explosion von verbalen Psychedelia, wurde von Tery Gilliam mit einer Werktreue zu der halluzinatorischen Bilderwelt des Autors verfilmt, die man bisher für unmöglich hielt. Aber hier ist alles in seinem herrlichen Geisterbahn-Horror: die größte sinnliche Annäherung an einen LSD-Trip, die je in einem Mainstream-Film erreicht wurde.“ (New York Times) Cinema

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema

First Contact Australien 1982, R: Bob Conolly, Robin Anderson

„In den Jahren 1930-34 drangen Michael Leahy, seine Brüder und Kumpanen als erste Weiße ins innere Bergland von Neuguinea vor – auf der Suche nach Gold. Was sie von anderen Abenteurern unterschied – sie hatten eine Filmkamera dabei: Dieses Material bildet die Grundlage von „First Contact“. Die zeitgenössischen Filmemacher gingen den Spuren dieser „Konquistadoren“ der 30er Jahre nach und stellten das alte Filmmaterial den Aussagen der noch lebenden Indigenen gegenüber, die sich an die Leahys erinnern können. Die Zeitspanne, die zwischen den Aufnahmen der Leahy-Brüder und den neuen Szenen liegt, ist die Zeit des Wandels: Kolonialismus, Geschichte, Akkulturation ereignet sich zwischen den Bildern, sichtbar allein in der Diskrepanz zwischen dem Damals und Jetzt.“ (Die Fremden sehen – Ethnologie und Film) Kino 46

Flamenco Spanien 1995, R: Carlos Saura, D: Joaquin Cortes, Paco de Lucia / Originalfassung mit Untertiteln

„In einem, riesigen Parkettsaal läßt Carlos Saura in zwanzig kommentarlosen „Kapiteln“ die verschiedenen Spielarten des Flamenco Revue passieren. Bulgerias, Soleares, Alegrias ... Die fast enzyklopädische Dichte und die herausragenden Tänzer, Musiker und Sänger ermöglichen einen Einblick in die dichterische Vielfalt, die Virtousität und die Fortentwicklung des Flamenco. Die Vitalität des Vorgeführten läßt sogar den Schickimicki-Ehrgeiz verzeihen, mit dem Saura edelspießiger Bühnenbeleuchtung frönt.“ (tip) Kino 46

Freaks USA 1932, R: Tod Browning, D: Wallace Ford, Leila Hyams / Originalfassung ohne Untertitel

„Einen Horrorfilm, der „Frankenstein“ noch übertreffen sollte, hatte MGM-Produktionschef Thalberg von Tod Browning verlangt. Das Produkt, das der im Umgang mit Monstern und Mutationen geübte „Dracula“-Regisseur schließlich vorlegte, erschreckte die Studiobosse jedoch deart, daß sie den Film lieber für Jahrzehnte im Archiv verschwinden ließen. Browning hatte sich an die Zeit erinnert, in der er noch selbst in Vaudeville- und Zirkusshows aufgetreten war und für sein Melodram eine unvergleichliche Anzahl traurige Manegenattraktionen versammelt: Liliputaner, Pinheads, siamesische Zwillinge, eine Frau mit Bart und einen Mann ohne Arme und Beine. Brownings Zeitgenossen erschien diese Ansammlung von Freaks als ein Ausbund schlechten Geschmacks – aus heutiger Sicht kann man die Sensibilität des Regisseurs im Umgang mit seinen außergewöhnlichen Hauptdarstellern nur bewundern. Die Freaks erweisen sich mit all ihren menschlichen Stärken und Schwächen schnell als ganz normale Leute, die wahren Monster sind hingegen die scheinbar „Normalen“: eine schöne Trapezkünstlerin und der „starke“ Mann der Truppe, die einem kleinwüchsigen Kollegen nach Geld und Leben trachten.“ (taz) Kino 46

Das 5. Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm

„Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indian-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“ (taz) Filmstudio

G

Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter

„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall-Kinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Gustaf Gründgens Faust Deutschland 1960, R: Peter Gosrski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg

„Wer wissen will, woran die neuste Inszenierung des Bremer Theaters sich messen lassen muß, sollte sich diese zwar eher dröge abgefilmte dafür mit Spitzenschauspielern besetzte Theateraufführung des Klassikers antun. Gustaf Gründgens inszenierte diese damals enthusiastisch gefeierte Version des Stückes im Deutschen Schauspielhaus und spielte darin natürlich mit dem Mephisto auch die Rolle seines Lebens. Der Film wirkt heute doch sehr verstaubt, aber das Charisma von Gründgens schimmert immer noch durch.“ (hip) Atlantis

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante ein Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um es zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmungen und Menschen, bleibt er und restauriert den Hamam. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Happiness USA 1998, R: Todd Solondz, D: Jane Adams, Dylan Baker, Lara Flynn Boyle, Ben Gazzara

„Eine schwarze Satire über die Suche dreier Schwestern nach dem persönlichen Glück. Doch statt diesem finden sie Einsamkeit und erschreckende menschliche Tragödien und Abgründe. Der Film ist eine atemberaubende Mischung aus Humor und Horror, ein Hochseilakt der Gefühle, der am Schluß, trotz der ernsten Themen, die der Film anschneidet, mit einem hoffnungsvollen Twist endet.“ (Zoom) City, Casablanca (Ol)

Hot Dogs – Wau, wir sind reich Deutschland 1999, R: Michael Schoemann

„Zeichentrick aus deutschen Landen hat nicht nur einen guten Ruf, sondern sogar schon so etwas wie eine Tradition. Auch wenn fünf Hunde und ein Papagei als Erben eher untraditionelll wirken.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kinos (Ol)

K

Die Konferenz der Tiere Deutschland 1969, R: Kurt Linda

„Der Menschenkinder wegen beschließen die Tiere auf einer dazu einberufenen Konferenz Maßnahmen zum Schutz des Friedens und der Menschlichkeit und zwingen die Erwachsenen, diese Vorschläge zu verwirklichen. Zeichntrickfilm nach Erich Kästner, phantasievoll animiert und musikalisch gut arrangiert.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) City

Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai

„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt der Quoten und Quatschköpfe, ohne ihnen jemals auf den Leim zu gehen. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks („Sex mit Ziegen“) den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, UT-Kino, Solitaire (Westerstede)

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Atlantis, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Lost Highway USA 1997, R: David Lynch, D: Bill Pullman, Patricia Arquette

„Wer rationale Erklärungen für diese faszinierende Reise in die Tiefen des Unterbewußten erwartet, wird von Lynch enttäuscht. Denn der Kino-Visionär konfrontiert in seinem Film-Puzzle das Publikum mit einer anderen Welt, auf die sich jeder selber seinen Reim machen muß. Raum, Zeit und Realität sind bloß Spielmaterial, um Themen wie Seelenwanderung oder schicksalhafte Kreisbewegungen effektvoll in Szene zu setzen. Zwischen Kafka und Hitchcock, Schizophrenie und Paranoia pendelnd, ist „Lost Highway“ ein kompromißloses, wenn auch nicht restlos überzeugendes Experiment, das sich als betörendes Beiwerk odr als bewußtseinserweitende Kinodroge interpretieren läßt.“ (Bremer) Filmstudio

Lulu on the Bridge USA 1998, R: Paul Auster, D: Harvey Keitel, Mira Sorvino

Ganz schlimm! Nach den Erfolgen als Drehbuchautor von „Smoke“ und Co-Regisseur bei „Blue in the Face“ wurde der Schriftsteller Paul Auster tollkühn und inszenierte sein nächstes Drehbuch gleich selber. Dabei war er so heillos überfordert, daß selbst Harvey Keitel und Vanessa Redgrave bei ihm hölzern und blaß wie Schauspielschüler wirken. Die Überraschung ist aber, daß sogar die Dialoge, die ja eigentlich Austers Stärke sein sollten, erschreckend banal und langweilig klingen. Und wenn dieses unentschlossene Spiel mit Motiven aus dem Mythos von der „Büchse der Pandora“ und dem entsprechenden Film mit Louise Brooks auch noch mit einer literarischen Schlußpointe endet, die Auster platt aus einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce geklaut hat, stört das am Schluß kaum noch – Egal wie, man ist nur noch dankbar, wenn der Film aufhört. Paul Auster muß jetzt schnell einige verteufelt gute Romane schreiben, um wieder ernstgenommen zu werden. (hip) City, Ziegelhof-Kino (Ol)

M

Menschenkind USA 1998, R: Jonathan Demme, D: Oprah Winfrey, Danny Glover, Thandie Newton / Vorpremiere mit Lesung aus dem Roman von Hille Darjes

„Es ist eine ungeheure und ungeheuerliche Geschichte, die Toni Morrison aus der Zeit der Sklaverei erzählt. Dieser Stoff ist, vielleicht gerade weil er so wuchtig und visuell angelegt ist, beileibe nicht einfach zu verfilmen. Es geht ja zugleich um ein Kapitel aus der Befreiung von der Sklaverei, um die Emanzipationsgeschichte eines jungen schwarzen Mädchens, eine traumatische Familiengeschichte und nicht zuletzt um eine Geistergeschichte. Die Grenze zwischen der Geschichte und dem Privatleben sind nicht zu schließen, und so ist es auch folgerichtig, daß Demme sich weder für das Epos noch für das Kammerspiel entscheidet, sondern für etwas drittes. Eine Ästhetik des Eindringens und Ausschließens, der Gefangenschaft und Befreiung. Eine Geschichtslektion, einerseits, und andereseits ein Film, der die Seelen-Ikonographie von „Das Schweigen der Lämmer“ in ganz anderem Zusammenhang fortsetzt. Und radikal ist der Film auch insofern, als er keinen „guten“ Weißen, keinen Mythos der Versöhnung anbietet. Die Befreiung hat erst begonnen, und die Vergangenheit ist nie vorbei.“ (epd-film) Europa

Meschugge Deutschland 1998, R: Dani Levy, D: Dani Levy, Maria Schrader

„Neo-Nazis haben einen Brandanschlag verübt – und bringen dadurch ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht. Die Neo-Nazis kommen zwar davon, dafür aber wird am Ende ein Alt-Nazi dingfest gemacht. Dazwischen liegen der Tod einer Jüdin, der Beginn einer vielleicht unmöglichen Liebe und eine detektivische Schnitzeljagd über zwei Kontinente. Von Anfang an legt „Meschugge“ eine hohes Tempo vor und weckt große Erwartungen und Neugier, doch der Film will zuviel: Liebesgeschichte, Thriller und Geschichtsbewältigung kommen sich immer wieder in die Quere.“ (tip) City

N

Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone, D: Woody Harrelson, Juliette Lewis

Als „pfiffige Satire“ bezeichnete ein Kollege damals diesen Film in der Bremer taz, aber damit war er nur einer von vielen, die den Sprüchen von Stone auf den Leim gekrochen waren. Die Medienschelte ist in „Natural Born Killers“ nur ein dünnes Deckmäntelchen, und Stone präsentiert die Gewalt mindestens ebenso knallig, bunt und unterhaltsam wie die Fernsehsender, die er zu kritisieren vorgibt. Mit all den filmischen Tricks zeigt er im Grunde nur eins: Die Massenmörder Mikey und Malory sind cool. Die bösen Buben Hollywoods von Peckinpah bis Tarantino sind bisher immer ehrlich für ihre merkwürdigen Vorlieben eingestanden, aber der heuchlerische Zyniker Stone beweist in erster Linie mit diesem Film, daß er ein talentiertes Arschloch ist. (hip) Filmstudio

P

Patch Adams USA 1998, R: Tom Shadyac, D: Robin Williams, Monica Potter

„Sage noch einer, nur deutsche Studenten seien zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen; seinen Auftritt hier dürften nicht einmal Fans mit Schauspielkunst verwechseln. Das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos, und Kunstfehler unterlaufen offenbar nicht nur Medizinern (Regie: Tom Shadyac). Eigentlich müßte der ganze Film dringend in die Notaufnahme - wären da nicht die Kostüme: Williams' Hemden sind von so ausgesuchter Scheußlichkeit, daß es eine wahre Freude ist.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)

Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello

„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Ufa-Palast

Pi USA 1997, R: Darren Aronofsky, D: Sean Gulette, Mark Margolis, Ben Shenkman

„Das in kontrastreichem, grobkörnigem Schwarzweiß gehaltene Regiedebüt des New Yorkers Aronofsky schildert den Leidensweg eines genialistischen Mathematikers, der der Weltformel auf der Spur zu sein glaubt und dabei in die Fänge kabbalistischer Mystiker und skrupelloser Börsenspekulanten gerät. Beeindruckend ist die filmische Umsetzung der Entfremdung und ein Erlebnis vor allem die akustische Komponente des Films. Mit Geräuschen und synthetischer Musik bringt er den betäubenden Kopfschmerz des Getriebenen, die Euphorie und die Angst zum Ausdruck.“ (tip) City

Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen

„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen. Als Polit-Parabel, die den Sieg der Farbe über ein repressives Schwarz-Weiß-Weltbild wie einen Befreiungsakt feiert, übernimmt sich der Film ein wenig; als verspielte Farce jedoch bleibt er ein Glückstreffer.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Wall-Kino (Ol)

R

Rush Hour USA 1998, R: Brett Ratner, D: Jackie Chan, Chris Tucker, Chris Penn

„Jackie Chan als Hongkonger Kripobeamter in Hollywood, der mit einem schwarzen Chaoten-Cop einen Entführungsfall löst. Der Kung-Fu-Artist wartet in der klamaukigen Actionkomödie wie gewohnt mit allerhand akrobatischen Bravournummern auf, für die Komik ist diesmal vor allem sein US-Kollege Chris Tucker zuständig, als großspuriger Maulheld mit einer noch größeren Klappe als Cassius Clay. Dabei ist die ulkige Darstellung der beiden Typen nie diffamierend, sondern zuweilen wirklich witzig.“(tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del)

S

Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte

„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) Filmstudio

Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell

„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. In einem Tierhotel trifft Babe eine Zirkus-Familie von Affen, zu dem ein cooles Schimpanzsen-Paar und ein mürrischer Orang Utan gehören. Die Tiere, die mit dunkler Ironie reden, strahlen die reale Depression von langjährigen Zirkus-Akrobaten aus. Es gibt auch einen jähzornigen Terrier, dessen arthritische Hinterbeine auf Rädern laufen und eine Horte von Bulldoggen, die es auf Schweineschinken abgesehen haben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) CinemaxX, Schauburg

Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel

„Zu Beginn glaubt man sich in einer Beziehungskomödie. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Maisonette-Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie. Wie „Delicatessen“ von Caro/Jeunet lebt auch „Serial Lover“ von der überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, daß sich vor allem in der stilisierten und farbenprächtigen Ausstattung niederschlägt.“ (Bremer) Europa, Wall-Kino (Ol)

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Sue USA 1997, R: Amos Kollek, D: Anna Thompson, Matthew Powers / Originalfassung mit Untertiteln

„Sue sieht eigentlich viel zu elegant aus für jemanden ohne Job. Und weil ihre Kontakte zur Außenwelt ebenso zufällig wie von kurzer Dauer sind, bemerkt kaum einer das Elend, das sich in ihrem Leben zusammenrottet. Wie ist diese Anhäufung von doppelten Whiskeys, Bettgeschichten und Vorstellungsgesprächen noch in eine sinnvolle Ordung zu kriegen? Sues Unglück rührt letztendlich daher, daß sich die Szenen ihres Lebens eher zufällig aneinderreihen, so, als könnten sie nie eine Geschichte ergeben – zumindest kein Happy-End.“ (tip) Kino 46

T

That Touch of Mink USA 1962, R: Delbert Mann, D: Doris Day, Cary Grant / Originalfassung ohne Untertitel

„Attractive cast in silly piece of fluff with wealthy playboy Grant pursuing Day. Amusing at times, but wears thin; John Astin is memorable as a creep with designs on poor Doris.“ (Leonard Maltins) Kultursaal der Angestelltenkammer

Twelve Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt

„Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System, und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viel irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller.“ (hip) Filmstudio

V

Victor/Victoria USA 1982, R: Blake Edwards, D: Julie Andrews, James Garner, Robert Preston / Originalfassung ohne Untertitel

„Down-and-out singer Andrews masquerades as a man and becomes the Toast of Paris cabarets in the 1930s, to the delight of her gay mentor (Preston) and the confusion of an American admirer (Garner). Sophisticated, often hilarious comedy, with Henry Mancini and Leslie Bricusse earning Oscars for their song score and adaption. Edwards' screenplay is based on „Viktor und Viktoria“, a 1933 German film.“ (Leonard Maltins) Kultursaal der Angestelltenkammer

W

Wer liebt, dem wachsen Flügel Deutschland 1999, R: Gabriel Baryll, D: Maximilian Schell, Gudrun Landgrebe, Verona Feldbusch

„Kürzlich verlor Verona Feldbusch ihren Job bei „peep!“, weil sie sich darüber beschwert hatte, daß die Sendung immer so niveaulos sei. Nun spielt Frau Feldbusch in einer deutsch-österreichischen Filmkomödie mit. Ob sie sich damit wirklich verbessert hat, mag bezweifelt werden. Nicht nur, daß der Film mit der durchweg unerquicklichen Idee aufwartet, beruflich erfolgreiche Frauen seien entweder kalte Fische oder Nymphomaninen. Zudem blamieren sich die Darsteller auch noch nach Kräften mit Dialogen, die man sonst nicht einmal im großen TV-Roman eines Privatsenders durchgehen ließe.“ (Tip) CinemaxX, UT-Kino

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

Der Dalai Lama hat Husten und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu. Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschiebenen Pillen einnehmen. Diese Szene aus Franz Reichles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen. (hip) Cinema

Y

You've Got Mail USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan / Originafassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „E-M§ail für Dich“ Kurzkritik siehe dort UFA-Palast

Z

Der 32. August auf Erden Kanada 1998, R: Denis Villeuve, D: Pascale Busières, Alexis Martin

„Nachdem sich Fotomodell Simoen aus ihrem verunglückten Wagen gekämpft hat, scheint alles ein wenig anders zu sein als vorher. Es ist der 32. August. Anstatt ihre Agentur von dem Unfall zu informieren, fliegt sie mit einem alten Freund nach Salt Lake City, um in der Wüste ein Kind zu zeugen. Das Paar auf dem harten Wüstenboden, so gleißend und horizontlos wie die Zimmerdecke der Intensivstation. Einen beunruhigenden Tick zu schnell schwenkt die Kamera in Denis Villeneuves sehenswertem Film und reißt manchmal fast rücksichtslos die Bilder heran. Ein Film wie im Koma.“ (tip) Cinema