Überraschender Erfolg stoppt Ausbildungsinitiative

■ Sofortprogramm für arbeitslose Jugendliche in Berlin ausgebucht. Einzelmaßnahmen müssen verschoben werden. Arbeitsämter sehen „Erfolg“, Grüne „schlechte Organisation“

Arbeitslose Jugendliche in Berlin müssen in Zukunft wieder länger warten, bis sie eine Umschulung oder Ausbildung beginnen. Die Gelder für das Sofortprogramm für Arbeitslose unter 25 Jahren sind bei vielen Arbeitsämtern ausgeschöpft, wie die Sprecherin des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg auf Anfrage sagte. In Einzelfällen konnten sogar Zusagen an Jugendliche nicht eingehalten werden. Dabei ließ noch vor einem Monat die Resonanz auf das Programm unter den Jugendlichen zu wünschen übrig. Das Angebot war größer als die Nachfrage.

Die Bundesregierung hatte Anfang des Jahres für das Sofortprogramm für 100.000 Jugendliche zwei Milliarden Mark bereitgestellt, davon kamen 600 Millionen Mark vom Europäischen Sozialfonds. „Berlin hat sehr schnell und sehr erfolgreich die Maßnahmen umgesetzt“, erklärten Arbeitsverwaltung und Landesarbeitsamt.

„Die 12,5 Millionen Mark für unser Amt sind schon zu 97 Prozent fest verplant“, berichtet Ulrich Gawellek, Direktor des Arbeitsamtes Berlin-West. Dabei war er davon ausgegangen, die Mittelvergabe würde bis Juni dauern. Auch das Arbeitsamt Nord hat seine 32 Millionen Mark „nahezu total ausgeschöpft“, so die dortige Direktorin Barbara Teismann. Die Jugendliche hätten das Programm „ganz toll angenommen“. Jetzt müsse man sehen, wie man mit üblichen Maßnahmen den Arbeitslosen weiterhilft.

Offenbar war das Geld schneller weg, als die Arbeitsämter selbst gedacht haben. Einer 22jährige Arbeitslose war für diese Woche der Beginn einer Umschulung zugesagt. Ende letzter Woche schrieb ihr dann aber das Arbeitsamt Prenzlauer Berg, „daß die Maßnahme [...] leider zunächst nicht stattfinden kann“. Daß schlichtweg das Geld alle ist, erfuhr sie nur über Umwege. Ihre Nachfragen beim Arbeitsamt hätten ergeben, daß sie kein Einzelfall sei. Wie viele arbeitslose Jugendliche zugesagte Ausbildungen oder Umschulungen nicht beginnen können, konnte die Direktorin des Arbeitsamtes nicht angeben.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Sibyll Klotz, hält dies für „eine Schweinerei“ und „sauschlechte Organisation“, wenn es sich um keinen Einzelfall handelt. „Zuerst werden die Jugendlichen mit Plakaten und Werbung zugeballert, daß sie sich melden sollen“, ereifert sich Klotz. Und würden sie dem Folge leisten, heißt es „April April“.

Heute will das Landesarbeitsamt die aktuellen Arbeitslosenzahlen mitteilen. Dabei soll auch eine Bilanz des Sofortprogramms für arbeitslose Jugendliche gezogen werden. Karen Wientgen