Regina Michalik kandidiert als Grünen-Sprecherin

■ Die frühere Bundesvorstandssprecherin gilt als aussichtsreiche Bewerberin. Die 41jährige Feministin ist eine „Kandidatin der Mitte“. Bislang keine Gegenkandidatin

Erleichterung bei den Grünen: Die 41jährige Regina Michalik hat gestern erklärt, daß sie für das Amt der Landesvorstandssprecherin kandidieren wird. Sie gilt als aussichtsreiche Bewerberin für die Nachfolge von Birgit Daiber, die im Dezember vergangenen Jahres von dem Amt zurückgetreten war. Seitdem ist die Doppelspitze der Grünen verwaist, alleiniger Sprecher ist derzeit der im Februar wiedergewählte Andreas Schulze.

Michalik kam 1983 aus der autonomen Frauenbewegung zu den Grünen. Damals war sie Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Joschka Fischer. In den 80er Jahren machte sie sich vor allem frauenpolitisch einen Namen. Von 1987 bis 1989 war sie Bundesvorstandssprecherin, zog sich danach aber zeitweise aus der Parteiarbeit zurück, weil sie für eine feministische Politik bei den Grünen immer weniger Spielraum sah. Vor sechs Jahren hat sie die internationale Frauenzeitschrift LOLApress mitgegründet und ist im Berliner Büro als Redakteurin tätig.

Aus der Zeit, als sie gemeinsam mit Jutta Ditfurth Bundessprecherin war, hängt Michalik hartnäckig das falsche Etikett an, eine Parteilinke zu sein. Dabei hat sie sich nie einem der beiden Parteiflügel zugehörig gefühlt. „Als Feministin decken sich viele Positionen mit der Linken, aber das ist kein Automatismus“, sagt sie. „Ich werde als Kandidatin der Mitte gehandelt.“ Damit dürfte sie auch für den Realo-Flügel wählbar sein. Der dem Realo-Flügel zugehörige Abgeordnete Burkhard Müller-Schoenau wertete es gestern als Vorteil, daß sie „ sehr offen gegenüber den verschiedenen Strömungen“ sei. Dies könnten die Grünen besser brauchen als jemand, der eine bestimmte Linie vertrete.

Seit ihrem Umzug nach Berlin vor sechs Jahren hat sich Michalik vor allem kommunalpolitisch engagiert. Seit 1995 gehört sie der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf an und sitzt dort unter anderem im Bauausschuß. Auf Landesebene ist sie bislang kaum in Erscheinung getreten. Sie könne aber mit „breiter Akzeptanz“ rechnen, hieß es. So habe sie bei einer Landesdelegiertenkonferenz im November vergangenen Jahres mit deutlicher Mehrheit ein Votum für eine Europa-Kandidatur erhalten. Bei der Bundesdelegiertenkonferenz Anfang März fiel sie allerdings auf dem aussichtsreichen dritten Listenplatz für die Europa-Wahl durch. Bereits Ende Februar war Michalik – von Linken wie von Realos – gefragt worden, ob sie sich nicht in Berlin als Vorstandssprecherin bewerben wolle. Sie hatte sich dann eine Bedenkpause bis über Ostern erbeten.

„Sie hat Format“, erklärte gestern die Abgeordnete Regina Schmidt. „Eine Kandidatin, die ihr gefährlich werden könnte, sehe ich nicht.“ Eine Gegenkandidatin sei bislang auch nicht in Sicht.

Michalik wird sich nun in den Bezirksgruppen und bei der Frauenvollversammlung am 24. April vorstellen. Ob die Vorstandsnachwahlen noch vor der nächsten Landesdelegiertenkonferenz Ende Mai stattfinden wird und dafür eine Sondersitzung einberufen wird, stand gestern noch nicht fest. Dorothee Winden