Größte Bank der Welt liegt auf Eis

■ Großfusion von drei französischen Geldinstituten gebremst

Paris (taz) – Wer risikofreudig ist, sich in die Psychologie von BankerInnen hineinversetzen kann und mit Arbeitsplätzen skrupelfrei umgehen will, sollte in den kommenden Monaten unbedingt mit französischen Bankaktien spekulieren. Speziell mit denen der Banque Nationale de Paris (BNP), der Société Générale (SG) und der Paribas. Denn die wollen mindestens eine Zweierkiste, möglicherweise aber auch eine Dreierkiste stricken. In letzterem Fall ergäbe sich daraus die weltgrößte Bank – weit vor der Fusion von Deutscher Bank und dem US-amerikanischen Bankers Trust.

Die „unfreundliche Übernahme“ der beiden kleineren Banken durch die große BNP hängt weiterhin in der Luft, nachdem sich am Dienstag abend sowohl der Verwaltungsrat der SG als auch der Aufsichtsrat der Paribas mit großen Merheiten dagegen ausgesprochen haben. Die BNP, die mit ihrer Übernahmeankündigung im vergangenen Monat eine Menge BankerInnen verblüfft hat, läßt sich dadurch nicht einschüchtern. Braucht sie auch nicht, denn letzlich hängt die Entscheidung über den künftigen neuen Bankenkomplex in Frankreich sowieso vom Verhalten der AktionärInnen ab. Und darauf hat eine Großbank wie die BNP, zumal wenn sie auf die Unterstützung der Regierung und der Großversicherung Axa rechnen kann, eine Menge Einfluß.

Schon als die BNP Anfang März ankündigte, sie wolle die fusionierenden SG und Paribas gemeinsam zum Preis von 225 Milliarden Francs (ca. 67,1 Mrd DM) aufkaufen, mischte sie die Börse gewaltig auf: In den darauf folgenden Tagen stiegen die Titel von SG und Paribas um 20 Prozent und diejenigen der BNP um 7 Prozent.

Der französische Bankensektor ist ähnlich wie der deutsche in Bewegung geraten, seit sich in den Strategiebüros die Überzeugung durchgesetzt hat, daß die nationalen Kleinbanken der Globalisierung nicht standhalten können. Aus diesem Grund kamen sich schon SG und Parisbas näher. Doch eine Zweierfusion allein gilt als nicht stark genug für die internationale Konkurrenz. Pariser BankerInnen munkeln deswegen schon lang von ausländischen InteressentInnen – besonders aus Deutschland und den Niederlanden –, die in die Zweierkiste einsteigen wollen.

In Frankreich, wo die Banken staatlich waren und SG und Paribas erst seit 1987, die BNP sogar erst seit 1993 privatisiert sind, verliert der Staat ungern die Kontrolle und die Einflußmöglichkeiten der Politik auf die Unternehmen. Deswegen wäre dem Finanzminister, der das natürlich nicht so deutlich sagen kann, eine Dreierfusion mit der BNP lieber als beispielsweise der Einstieg der Dresdner Bank.

Diese Logik trifft sich mit jener der Versicherungsbranche, die ebenfalls die innerfranzösische Mammutfusion favorisiert. Die Unternehmen fürchten zuviel deutsche Konkurrenz. Die deutsche Allianz ist auf diesem Markt bereits weit vorgeprescht: Sie will bei der französischen Großbank Crédit Lyonnais einsteigen, die zur Zeit privatisiert wird und zuvor von den französischen SteuerzahlerInnen mit Milliardensummen saniert worden ist. Dorothea Hahn