■ Urdrüs wahre Kolumne
: Nieren- und Gallensteine

Die volksnahe Stimme des Waller Beirats hat sich gegen den Standort Überseehafen für den neuen Großmarkt erhoben, doch den großkotzionalitären Senat kümmert das so wenig wie den NATO-Piloten seine Todesopfer. So stricken denn die Planer fleißig weiter an diesem Dolchstoß ins maritime Herz des Bremer Westens, um zur Kennzeichnung einer schrägen Politik ein adäquat schräges Bild zu bemühen. Auf einem Geheimtreffen im Utbremer Stübchen mit anschließendem ChillOut im Tag-und-Nacht-Lokal „Zum Krokodil“ haben sich jetzt Vertreter diverser Guerillagruppen und Kampfverbände aus dem Stadtteil dahingehend verständigt, die Beiratsinitiative durch gezielte Schläge zu unterstützen. Die Herren Großmarkt-Wirtschaftler mögen bedenken, daß ein simpler Daumendruck reicht, um den Fäulnisprozeß in ganzen Stapeln mit Tomatenkisten in Gang zu setzen: Wer in solchen Glashäusern sitzt, der sollte nicht allzu leichtfertig mit den Nieren- und Gallensteinen seiner Mitmenschen umgehen!

Der klassiche Machtinstinkt der Bremer Sozialdemokröte funktioniert immer noch ganz gut, wie der zwar hilflose aber doch demoskopisch interessante Vorstoß des SPD-Landesvorstandes gegen den Bombenkrieg der NATO belegt.

Familie Grünspecht aber steht in Treue fest zu Commandante Josef, darf sich dafür dann in stolzer Trauer die nächste Legislaturperiode aus dem außerparlamentarischen Raum anschauen und die PDS-Fraktion in der Bürgerschaft darum bitten, eine Anfrage zum Erhalt der Nistplätze für die Krick-Enten in der Hemelinger Marsch zu starten: So schriebe dann Gott als Herrin der Geschichte wieder mal auf krummen Zeilen grade!

Wer mit der einen oder anderen Kreditkarte operiert, wird von den Projektoren und Initiatoren der betrügerischen Kapitalvernichtungsbranche als willkommenes Opfer gesehen und regelmäßig mit Steuersparmodellen und anderen Formen des ökonomischen Spekulatius konfrontiert. Der Schreiber dieser Zeilen wird dieser Tage von Dr. Dieter G. ins Kempinski-Hotel „Rotes Roß“ nach Halle eingeladen, um sich bei Modenschau und Diskobummel in „vorzüglichen Restaurants und geschmackvollen Geschäften“ zu verlustieren und sich vor Ort über die renditestarke Beteiligung am „Konservierungs-Modell“ Kongreß und Kulturzentrum zu informieren: „Die steuerlichen Verluste stammen aus der alten Fördergebiets-AFA. Hier wurde bislang noch keine Abschreibung verbraucht, weshalb sie in dieser Lage eine wertbeständige Beteiligung erwerben können.“ Fast ist man geneigt, sich auf Kosten dieses liberalen Philantropen mit Krämerseele ein nettes Wochenende an der Saale hellem Strande zu gönnen, doch da klingeln die Alarmglocken, denn als Leumundszeuge für das Konservierungsprojekt „so alt wie Goethe“ wird ausgerechnet der Bremer Advokat Hans Dietrich Genscher benannt (“war bei der Präsentation am 6.3. anwesend“): Wie soll man da Vertrauen schöpfen, daß man bei dieser Kaffeefahrt für Investoren nicht über den Tisch gezogen wird?

Mein außerordentlicher Dank gilt dem Jungunionisten-Häuptling Andreas Windler ob seines Engagements für ein öffentliches Soldatengelöbnis auf dem Bremer Marktplatz: Den kurzgeschorenen Vertretern dieses verachtungswürdigen Standes zu den Klängen des großen Zapfenstreiches in aller Öffentlichkeit vor den Samsonite-Koffer zu scheißen und damit womöglich noch den Schlaganfall bei den dazugehörigen Alten Kameraden zu provozieren – das wäre in Gemeinschaft Gleichgesinnter ein Vergnügen, das ich mir gern noch einmal vor der Jahrtausendwende gönnen würde. Und einmal mehr betone ich, daß Soldaten keine Mörder sind: Mord ist eine ziemlich menschliche Tat – das Handwerk des Tötens auf Befehl und für ein bißchen Sold aber bleibt vor, in und nach Kosovo ganz einfach igittegitt. Howgh! Im übrigen fordere ich den öffentlichen Meineid auch für Straßenbahnkontrolleure, Versicherungsvertreter und Inhaberinnen von Versandhaus-Katalogshops.

Heiß und innig meine Liebe zu Katholenbruder Wilhelm Tacke. Daß dieser Bremer Sendemast von Radio Vatikan aber jetzt unserem evangelischen Friedensfürsten Joachim Fischer im Disput über Sinn und Unsinn der Militärseelsorge seinen stadtbekannten karierten Kopfschmuck vorwirft und ihn zu Bommelfischer abwertet, widerspricht dem Heiligen Geist der Ökumene: Das kostet drei Rosenkränze, zwei Gegrüßet Seist Du Maria und einen satten Scheck an die Caritas, bevor Absolution erteilt werden kann. Meint jedenfalls

Ulrich „Amen“ Reineking