Albaner in Berlin sind zum Kampf in der Heimat bereit

■ 500 Exil-Albaner wollen einem Aufruf zur Mobilmachung folgen. Spenden werden sowohl für die Untergrundarmee UÇK als auch für Medikamente und Kleidung gesammelt

Von den mehr als 20.000 Albanern in Berlin wollen etwa 500 einem Aufruf zur Mobilmachung Folge leisten und im Kosovo für ihre Heimat kämpfen. Dies hat der Vorsitzende des albanischen Kulturvereins „Bajram Curri“, SaliSefa, in einem Gespräch mit der taz erklärt.

Jeden Tag meldeten sich 20 bis 30 Personen, die zum Kampf in der kosovoalbanischen Untergrundarmee UÇK bereit seien. Die Freiwilligen seien zwischen 18 und 50 Jahre alt und kämen aus allen Berufen – auch Leute mit Erfahrung im Kriegshandwerk seien dabei. Unter den Freiwilligen seien auch einige Frauen. Nach Angaben Sefas gibt es seit vergangener Woche von albanischer Seite den Ruf zu den Waffen. Zwar gehe der Aufruf nicht von seinem Verein aus, allerdings laufe in Berlin fast alles in der albanischen Gemeinschaft über seine Vereinigung.

Sefa wollte sich nicht dazu äußern, wie die Frewilligen in das Kampfgebiet auf dem Balkan gelangen könnten: „Wer will, findet einen Weg.“ Er wisse auch nicht, wann die Kämpfer dorthin aufbrechen. Die UÇK im Kampfgebiet werde Waffen für Berliner Rekruten organisieren, denn „jeder Albaner hat eine Hoffnung: Das ist die UCK“. Der Vereinsvorsitzende betonte, die Albaner seien „nicht interessiert am Krieg, sondern an der Freiheit“. Wenn es jedoch nicht anders gehe, werde man sie auch mit Waffengewalt zu erreichen versuchen.

In den letzten zehn Tagen haben die Albaner in Berlin nach Angaben des Vereinsvorsitzenden keinerlei Kontakt mehr mit ihren Angehörigen im Kosovo halten können. Viele Familien seien getrennt worden – von nur etwa der Hälfte wisse man, daß sie zumindest noch am Leben seien.

Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, so Sefa weiter, habe seinen Vater bei den Kämpfen und der Vertreibung im Kosovo verloren. Zwar sei man nicht gewohnt zu kämpfen, aber wenn es darum gehe, seine Familie zu schützen, werde jeder dazu bereit sein, ist er überzeugt. Dennoch strebe man weiter eine politische Lösung des Konflikts an, betonte er.

Nach Angaben des Vereins wurde von Exil-Albanern bereits Geld für die UÇK gesammelt. Sefa wollte jedoch nichts zur Höhe der Spenden sagen. Für zivile Zwecke, etwa Lebensmittel, Medikamente und Kleidung, seien bisher etwa 100.000 Mark zusammengekommen, sagte er.

In Lastwagenkonvois seien die Hilfsgüter nach Albanien gebracht worden. Besondere Sorge herrsche im Verein über die Landsleute, die nicht mehr aus dem Kosovo entkommen konnten. Etwa 200.000 Kosovaren seien unter der Kontrolle der Serben, ohne daß Kontakt zu ihnen bestehe.

Die Innenverwaltung hat bisher keine konkreten Hinweise für das Sammeln von Spenden oder das Rekrutieren von Kriegsfreiwilligen in Berlin.

Philipp Gessler