Die Wahrheit über „Kot und Köter“

■ Ein erfundenes Hundehasser-Magazin macht dessen Chefredakteur zum Talkshow-Star

Hunde kacken überall hin, treiben Allergiker zum Wahnsinn, sind plump-unterwürfig, schmecken aber lecker. Über all diese caninen Eigenschaften weiß Wulf Beleites bestens Bescheid. Schließlich ist er der Chefredakteur vonKot und Köter – Die Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind. Oder besser: war es. Oder am besten: ist es niemals gewesen.

Denn Kot und Köter wurde nie aufgelegt. „1992 habe ich mit ein paar Kollegen in der Kneipe hochpolitisch über Boulevard-Zeitungen geplaudert“, erinnert sich Beleites, wie alles anfing. „Schnell war uns klar, daß die Titelzeile ,Deutscher Schäferhund beißt Inge Meysel Brustkrebs weg', in den 80ern von der Zeitschrift Quick vorgeschlagen, als Boulevard-Überschrift nicht mehr zu toppen sei.“ Ein paar Biere später verfielen die Hamburger Journalisten dann auf das Hundehasser-Blatt. Aus Jux meldete Beleites auf Kot und Köter Titelschutz an.

Prompt bat ihn SAT.1 zum „Frühstücksfernsehen“, es folgten Talkshows wie „Arabella“ und „Sonja“. Insgesamt 14mal trat Beleites in sechs Jahren als Köter-Treter auf. Der freie Mitarbeiter von „Extra dry“ mußte sich nie bewerben, stets kamen die Sender auf ihn zu. Mit provokanten Thesen wie dem chinesischen Sprichwort „Der Hund gehört nicht unter, sondern auf den Tisch“ durfte sich bad guy Beleites mit empörten Hundeliebhabern messen. „Das machte mir Spaß und brachte außerdem ein bißchen Kohle“, beschreibt er seine anfänglichen Beweggründe.

Später kam dann journalistisches Interesse hinzu. „Die haben mich immer gebeten, ein Exemplar der Zeitschrift mitzubringen.“ Da es die nie gegeben hat, benutzte Beleites stets die gleiche Ausrede: „Der Verleger, den wir auf der Buchmesse gefunden hatten, ist wieder abgesprungen.“ Verkaufen ließe sich Kot und Köter zwar gut, aber das Anzeigengeschäft wäre mau: „Wer will schon in einem solchen Presseerzeugnis inserieren.“

Das genügte den Talkshow-Redaktionen offensichtlich: „Bums war die Recherche zu Ende.“ Sein Auftreten mit korrekter Kleidung, Brille und angegrauten Haaren reichte offenbar als Beweis für seine Ernsthaftigkeit. Beleites' Fazit nach sechs Jahren als Medienstar: „Die fallen allen Ernstes immer noch auf den gleichen Trick rein und recherchieren nicht nach. Die arbeiten schlicht unseriös.“

Bei den gefoppten Sendern zeigte der Fall indes wenig Wirkung „So what?“ wiegelte Pro-7-Pressesprecherin Diana Schardt ab – obwohl Beleites insgesamt dreimal bei Arabella Kiesbauer auftreten durfte –, „es liegt nicht an uns nachzuprüfen, ob diese Zeitschrift erscheint.“ SAT.1-Redakteur Rocko Thiede hielt das Anti-Hunde-Blatt „für möglich“. Außerdem müßten die Kandidaten Erklärungen unterschreiben, daß sie die Wahrheit sagen. Für Beleites kein Problem: „Ich kann Hunde wirklich nicht leiden.“ Eberhard Spohd

Das Feature „Ein Hundehasser auf Talkshow-Tour“ über Beleites wird am Montag um 20.15 Uhr auf 3sat ausgestrahlt.