Fleißig Sparen im Rathaus

■ Scherf trägt sein Scherflein bei / „Schwartauer Kreis“ zahlt selbst

Im Bremer Rathaus gibt es kleine aber feine probate Methoden des Sparens. Der Hausherr und Bremer Regierungschef Henning Scherf (SPD) pflegt sie leidenschaftlich und trägt so sein Scherflein dazu bei, den großen Schuldenberg des kleinsten Bundeslandes von rund 17 Milliarden Mark ein wenig abzutragen.

Oberste Sparmaßnahme des Henning Scherf: Persönliche Rathausführungen statt Empfänge mit Speis' und Trank, erklärende Spaziergänge als Appetitzügler. Mit beredten Worten führt der Bürgermeister durch das historische Gebäude und erzählt ihnen beispielsweise von der demokratischen Bürgergesellschaft, die schon seit beinahe 600 Jahren in der Oberen Rathaushalle zusammenkommt und dort „ihre Kompromisse bastelt“.

„Wenn man mit den Leuten durchs Rathaus zieht und sie glücklich macht, ohne daß sie etwas zu trinken oder zu essen bekommen, dann hat man – wenn es 50 Besucher sind – rund 500 Mark gespart“, berichtet Scherfs Sprecher Klaus Sondergeld. So läppere sich das übers Jahr zusammen und erreiche dann „so um die 15.000 Mark“.

Noch vor einigen Jahren wurden Botschafter und ihr Gefolge bei ihrem Antrittsbesuch in der Hansestadt im Kaminsaal des Rathauses zu einem üppigen Mittagsmahl empfangen, „beäugt“ von an den Wänden hängenden bremischen Persönlichkeiten – in Porträts und Familienbildern. So ein Essen kostete ungefähr 2.000 Mark. Scherf hat das abgeschafft. Die Herren Botschafter kommen nun immer morgens auf ein kleines Frühstück oder einfach nur auf einen Kaffee oder Tee. Das wird aber dann in der Güldenkammer eingenommen.

Die Gäste laben sich am Anblick der 1620 vollendeten „großartigen Schöpfungen der Innenarchitektur zwischen Spätrenaissance und Frühbarock“. Mit den Augen verschlingen sie die vergoldeten Ledertapeten, deretwegen die Güldenkammer ihren Namen trägt. Da reichen dann oft ein Brötchen und Kaffee. „Das wirkt sich auf den Protokoll-Etat erleichternd aus“, weiß Sondergeld.

Nun ist das Frühstück in der Güldenkammer kein schlechter Ersatz für das Mittagessen im Kaminsaal und beinhaltet auch nicht weniger Respekt vor dem Gast. Scherfs Sprecher betont: „Die Botschafter sind beeindruckt, wenn sie in der Güldenkammer sitzen, und auf die Rathausführungen haben wir ein Riesenecho.“

Scherf selbst macht die kulinarische Enthaltsamkeit nichts aus. Der schlanke Zwei-Meter-Mann ist selbst sehr sparsam. „Er braucht ja nichts: Er trinkt nicht, er raucht nicht, und tagsüber ißt er meistens Äpfel“, heißt es im Rathaus. Und seine Senatoren sind zahlende Mitglieder im „besonderen Sparclub“.

Der nach einer Marmeladenmarke benannte „Schwartauer Kreis“ ist die jeweils dienstags tagende Frühstücksrunde der Senatsmitglieder vor der Senatssitzung. Dort werden Probleme geklärt. Selbstverständlich müssen die Senatoren das Frühstück selbst bezahlen. Alle halbe Jahre erhalten sie eine Rechnung für die „Problemlösung mit Marmeladengeschmack“. dpa