Kritik an Arbeit mit rechten Jugendlichen
: Kein Königsweg im Umgang mit Rechten

■ Akzeptanz rechter Ideologien durch „Akzeptierende Jugendarbeit“?

In Antifa-Kreisen wird die Arbeit der „akzeptierenden Jugendarbeit“ mit rechten Jugendlichen schon lange kritisiert. Das Konzept der akzeptierenden Jugendarbeit wurde in Bremen entwickelt und dient inzwischen in verschiedenen deutschen Städten als Vorbild für sozialpädagogische Arbeit. Am Donnerstag abend stellten zwei Antifa-VertreterInnen ihre Bedenken erneut im Kulturzentrum „Paradox“ vor. Drei VertreterInnnen der „akzeptierenden Jugendarbeit“ verteidigten ihre Arbeit mit rechten Jugendlichen in Bremen.

„Unsere Kritik richtet sich weniger gegen das theoretische Konzept der Arbeit, als vielmehr gegen die praktische Ausgestaltung“, sagte der Referent. Der Vorwurf: Mit der aufsuchenden Jugendarbeit würde rechten Jugendlichen nicht nur zu einer besseren gesellschaftlichen Akzeptanz verholfen – in vielen Städten würden rechte Gruppen von der bereitgestellten Infrastruktur auch profitieren. Die Folge: „Es gibt Hinweise, daß Jugendliche besser geschult, aber mit gleicher Ideologie aus den Projekten herauskommen.“

Als Beispiel führten die ReferentInnen ein Projekt in Tostedt bei Hamburg an: Mit Hilfe der akzeptierenden Jugendarbeit hätten die Rechten Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen, in denen sie ihre Ideologien pflegen können. Ein Treffpunkt für linke Jugendliche sei nach Konflikten mit den Rechten geschlossen worden. Einer Marginalisierung und Verfolgung von andersdenkenden Jugendlichen hätten die Sozialpädagogen stillschweigend zugeschaut.

Auch die „Kriterien des Erfolgs“ der Jugendarbeit würden nicht klar genug definiert, wurde aus dem Publikum kritisiert. Wie viele Jugendliche vom rechten Weg abgebracht werden, sei nicht nachvollziehbar – genau so wenig wie die Arbeitsweise der Streetworker. „Ihr schottet Euch nach außen ab“, warf ein Gast ein, „Wollt ihr damit Projekte decken, die nicht so gut laufen?“

Die drei SozialarbeiterInnen räumten das Scheitern verschiedener Projekte in anderen Städten ein. Den Vorwurf, daß man sich zu Gunsten von Sozialarbeit unpolitisch verhalte, wollten sie aber nicht akzeptieren. „Unser Selbstverständnis ist links“, sagte eine Vertreterin, „in unserer Arbeit sind wir hochpolitisch tätig.“ Der Eindruck von Abschottung entstehe wohl dadurch, daß weder PraktikantInnen noch WissenschaftlerInnen vor Ort zu den Jugendlichen mitgenommen werden. „Gerade wenn wieder eine Gewaltwelle von Rechts läuft, können wir uns vor Presse- und StudentInnenanfragen kaum retten“, sagte eine Sozialarbeiterin, „aber wir sind kein Zoo.“

Hinter der Kritik an der akzeptierenden Jugendarbeit steckt auch das Unbehagen der Antifa gegenüber staatlich finanzierter Feuerwehr-Sozialarbeit an Problemorten. Während für die Bremer Arbeit mit Rechten im Jahr 250.000 Mark zur Verfügung stünden, stehen alternative Jugendtreffs wie das Naturfreundehaus vor dem finanziellen Aus. cd

Zum Thema siehe auch das Interview mit zwei VertreterInnen der „akzeptierenden Jugendarbeit“ auf Seite 37.