Tägliches Kriegsspiel im Fernsehen –betr.: „Krieg macht dumm“ (Kommentar), „Die Luftangriffe der Nato sind nur Nadelstiche“ (Interview), taz vom 7.4.99

„Krieg macht dumm“ – das schreibt Ihr auf Seite 1, um dann bereits auf Seite 3 selber die unsinnigsten Informationen unkommentiert weiterzugeben. So laßt Ihr Matthias Dembinski von der HSFK für „schnelle raumgreifende Offensiven“ plädieren. Wie sollen die im gebirgigen Kosovo aussehen? [...]

Es ist deprimierend, daß nicht einmal die taz ihre eigenen Erkenntnisse umsetzen kann. So werden wir den Bodenkrieg wohl bekommen, und diesmal werden sich die Toten nicht so einfach im Wüstensand begraben lassen wie beim Krieg gegen den Irak. Und an diesen Toten werden alle die schuld sein, die Nato-Luftangriffe befürwortet haben, weil sie meinten, daß man mit Bomben Frieden schaffen kann, und damit eine militärische Eskalationsstrategie ermöglicht haben. Sie werden sich nicht darauf hinausreden können, daß alle Schuld bei Milosevic liegt – denn von der Friedensbewegung wird seit jeher verlangt, die möglichen Reaktionen eines skrupellosen Machthabers bei ihren Lösungsvorschlägen zu berücksichtigen (und sich gegebenfalls die Schuld an dessen Aktionen zuschreiben zu lassen). Daher verlangen wir dies jetzt auch von den Kriegsbefürwortern. Ganz besonders von Herrn Rathfelder. Ute Finckh, Berlin

betr.: Luftangriffe gegen Jugoslawien

[...] Daß durch eine Machtpolitik der Luftangriffe keine Menschenrechte durchgesetzt werden können, zeigt sich nach den Angriffen gegen den Irak nun auch in Jugoslawien. Das während Jahren (unter anderem durch die KSZE) erarbeitete Niveau der zwischenstaatlichen Beziehungen und der Menschenrechte in Europa wurde durch diese Gewaltaktion auf Jahre hinaus geschädigt.

Die Hilfe an die Flüchtlinge hätte auch ohne diese Luftangriffe durchgeführt werden können und müssen. Restjugoslawien hätte sich dabei durch den ethnischen Vertreibungskrieg in Kosovo auch in der Region isoliert. Es hätte danach durch ein wirksames Embargo zu Verhandlungen gezwungen werden können. Daß sich in der Balkanpolitik einmal mehr amerikanische und europäische Militär-Technokraten ohne psychologisches Gespür und historisches Bewußtsein durchsetzen konnten, läßt für zukünftige Konflikte Böses ahnen. Die Art und Weise, wie dieser Krieg im Fernsehen als tägliches Kriegsspiel vermittelt wurde, ebenfalls. Felix de Fries, Zürich, Schweiz