Boom bei Windkraft

■  Die Projektierung von Windparks verspricht gute Geschäfte und Renditen

Steuersparfonds laufen trotz neuer gesetzlicher Regelungen weiter, nur die Richtung und die Schwerpunkte werden sich ändern, so die aktuellen Erkenntnisse von Fondsexperten wie Martin Raßfeld, Geschäftsführer der Immobilien Beteiligungs- und Vertriebsgesellschaft der Bankgesellschaft Berlin mbH (IBV). 1998 hatten Anleger bundesweit rund 14 Milliarden Mark als Eigenkapital allein in geschlossene Immobilienfonds eingezahlt. Das Investitionsvolumen, also die Anlegergelder plus Fremdkapital, machten immerhin gut 28 Milliarden Mark aus. Noch nicht einmal 500 Millionen flossen dagegen im vergangenen Jahr in Windparkfonds. Das große Geld wurde im traditionellen Fondsgeschäft gemacht, Immobilien-, Leasing- und Schiffbeteiligungen.

Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Der Kurswechsel beim Anleger, so die Vorahnung von Branchenkennern, hängt mit entscheidenden gesetzlichen Neuerungen zusammen. Dazu zählen das Auslaufen der Sonder-Afa nach dem Fördergebietsgesetz und die Möglichkeit der Beteiligung an Schiffen mit Sonder-Afa. Folglich komme es schon im laufenden Jahr zu einer Marktbereinigung bei Steuersparanlagen. Von einem Niedergang der Branche könne aber keine Rede sein, so Raßfeld. Alternativangebote liegen schon lange vor. Davon kann der Ausbau der regenerativen Energien wie Windkraft klar profitieren, auch wenn die Zeit der hohen Verlustzuweisungen vorbei ist.

Für Propelleranlagen sprechen einige gute Gründe: Windparks haben seit dem 1. Januar 1999 Priorität im Baugenehmigungsrecht. Wenn auch nicht mehr so üppig wie vor Jahren, so gibt es dennoch je nach Ländersituation verschiedene Töpfe, aus denen Planer und Investoren noch Gelder abschöpfen können. Der Strom von Windparks wird ins vorhandene Netz eingespeist. Das Stromeinspeisungsgesetz regelt, daß Windmüller je Kilowattstunde in diesem Jahr 16,52 Pfennig pro Kilowattstunde als Vergütung erhalten. Ein gutes Dutzend Anbieter rührt bundesweit die Werbetrommel für ihre „Mühlengeschäfte“. Im Regelfall versprechen die Prospekte eine Rendite zwischen 10 und 20 Prozent. Konservative Prognosen bei der Strompreisentwicklung tragen dazu bei, daß wie im Falle der Frankfurter Ökobank oder wie bei der Planungsgesellschaft Umweltkontor die Renditeerwartungen nicht zu hoch geschraubt werden.

Aus Sicherheitsgründen gehen seriöse Windparkfonds-Anbieter im Regelfall davon aus, daß der Strompreis im Rahmen der Liberalisierung des Energiemarktes zunächst einmal fallen wird. „Weil von der Höhe des Strompreises die Einspeisevergütung abhängig ist, kann man nicht mit überzogenen Renditeversprechungen arbeiten“, meint Heinrich Lohmann, Geschäftsführer der Firma Umweltkontor. Einig sind sich alle Branchenkenner, daß die Liberalisierung zu einer knallharten Marktbereinigung auf der Anbieterseite führen wird. Ähnlich wie in anderen Branchen komme es in den nächsten Jahren, so die Prognose der Dresdner Bank, zu einem starken Konzentrationsprozeß. Erst wenn der abgeschlossen ist, rechnen die Banker wieder mit einem Anstieg der Strompreise und damit auch mit einem Anstieg der Einspeisevergütung. Solange der gesetzliche Rahmen sich nicht ändert, können alle Anleger sich auf der sicheren Seite fühlen.

Selbst die jüngsten Überlegungen bei der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), das Stromeinspeisungsgesetz zu kippen, stellen noch keine echte Bedrohung für den Markt dar. Grundsätzlich gilt: Solange keine Alternative in Bonn durchgeboxt wird, gelten die alten Regeln für die Vergütung von Windstrom. Und außerdem heißt es in Bonn, wenn eine Reform des Stromeinspeisungsgesetzes anstehe, gebe es auf jeden Fall Bestandsschutz für Altanlagen. Für Anleger bleibt das Windgeschäft interessant. Wohl auch deshalb, weil der Markt nun von Profis beackert wird. Beispiel: das „Grüne Emissionshaus“ Bobikiewicz & Partner in Freiburg. Zusammen mit der Daimler-Benz- Tochter Deutsche Aerospace, Abteilung Regenerative Energien, wollen die grünen Fondsmanager bis Ende 2001 an verschiedenen Standorten insgesamt etwa 350 Millionen Mark für Windkraftanlagen und Infrastrukturmaßnahmen ausgeben. „Allen Unkenrufen zum Trotz gehen wir davon aus, daß der Anteil beim Windstrom in den kommenden Jahren sich mindestens verdoppeln wird“, sagt Jörg Bold, Marketingleiter bei Bobikiewicz & Partner. Steuervorteile können weiterhin beim Windkraftgeschäft geltend gemacht werden, nur nicht mehr so üppig wie bis zum Jahreswechsel.

Sicher ist aber auch, daß der Erfolg der zahlreichen Windparkfonds auch künftig von den politischen Rahmenbedingungen abhängt. Klar ist, wenn am Stromeinspeisungsgesetz gerüttelt wird, dann muß in der Tat wieder neu kalkuliert werden, alte Renditeprognosen rechnen sich dann für neue Anlagen nicht mehr.

Michael Franken