Tue Gutes und schweige vom Rest

■ Rekord: Die Blue Devils schlagen zum Saisonauftakt die Kristianstad C4 Lions mit 72:0

Zum Saisonauftakt besiegten die Hamburg Blue Devils am Sonnabend abend im Spiel um die Charity Bowl die Kristianstad C4 Lions mit 72:0. Die Löwen, im Vorfeld angekündigt als „das erfolgreichste schwedische Topteam“, entpuppten sich während der gesamten 48 Minuten als harmlos und wurden von den Hamburgern überrannt. 72:0 – das ist Team-Rekord für die Teufel, ebenso wie die 652 Yard Raumgewinn in der Offensive und das Field Goal aus 45 Yards von Kicker Timo Erbs.

Sich zu Saisonbeginn einen schwachen Gegner einzuladen paßt in das Marketing-Konzept von Devils-Präsident Axel Gernert. So raunte er schon vor dem Spiel einem befreundeten Zuschauer zu, daß ein überlegener Sieg Stimmung mache, damit zum Bundesliga-Auftakt am 24. April gegen die Rüsselsheim Razorbacks wieder viele Zuschauer ins Volksparkstadion kommen. Schließlich kämpfen die Blue Devils in der Hansestadt jedes Jahr damit, daß American Football ein halbes Jahr nicht präsent ist und kein Spiel ausgetragen wird. Da muß der ehemalige Mopo-Redakteur hart daran arbeiten, die Fans wieder anzulocken.

Am Ende war Gernert sichtlich zufrieden, daß 11.200 Zuschauer den Uncle Ben's Charity Bowl VII besuchten. Eines muß man dem Mann neidlos zugestehen: Er versteht es wie kein anderer Funktionär in Hamburg Sport, Vermarktung und ernstgemeinte Wohltätigkeit miteinander zu verknüpfen. Oder wie Christopher F. Lynch, der US-amerikanische Generalkonsul in Hamburg, es in der Stadionzeitung ausdrückte: „Dieses Ereignis steht mir sehr nah, weil es drei typisch amerikanische Traditionen vereint: unsere Nationalsportart Football, ein Nationalgericht – Uncle Ben's Rice – und die Tradition von Benefizveranstaltungen.“

Immerhin eine Viertelmillion Mark konnten Gernert und seine Devils innerhalb von vier Jahren an die Aktion „Kinder helfen Kindern“ des Abendblatts überweisen. Eine der wenigen Zahlen, die der Oberteufel zum besten gibt. Ansonsten ist über das Finanzgebaren der Devils nicht viel zu erfahren. Der Etat der Footballer ist ebenso geheim wie die Miete, die der Hamburger SV für den Spielort Volksparkstadion verlangt. Tue Gutes und schweige vom Rest: Dieses Motto hat Gernert offensichtlich verinnerlicht. Eberhard Spohd