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: Tüchtig Angst gemacht

„Mit fünfzig küssen Männer anders“, Fr., 20.15 Uhr, ARD

In der ARD-Reihe „tolle Frauen“: Marie. Arme Marie. Umgeben von Idioten ist die „tolle Frau“, mit der deutschen Vorzeige-fünfzig-na-und?-Frau Senta Berger besetzt wie Arsch auf Eimer. Marie ist rothaarig und darum temperamentvoll und ist mit Erbsenzähler-Udo (Ulrich Pleitgen) verheiratet, der viel zu langweilig für die Tolle ist.

Immerhin bezahlt der Sesselpuper aber ihre erfolglosen künstlerischen Eskapaden (Marie malt, seit die Kinder aus dem Haus sind) und hört sich tagtäglich ihre egomanischen Jammereien und Eskapaden an. Weil der Film aber von Margarethe „Starke Frau, starke Erotik“ von Trotta ist, hat Marie, und nicht etwa der bemitleidenswerte Ehemann, die Protagonistenrolle darin. Mit ihr soll man sich identifizieren, sie soll man verstehen.

Zur Trottaschen Erotik: Die starke Marie mit dem fehlenden Talent und dem doofen Männe kann sich kaum vor Verehrern retten. Erst fährt sie mit einem HNO-Arzt, der gerne „Ich liebe es, wenn du so energisch wirst“ keucht, in die Berge, läßt aber angeekelt von ihm ab, weil er sich vor dem Sex unbedingt die Fußnägel schneiden muß – verständlich, aber dann versucht sie innovativen Beischlaf mit einem pummeligen Antonio-Banderas- Verschnitt in hellem Sakko und mit Freizeit-Saxophonisten-Attitüde. Und weil Frau von Trotta weiß, daß Marie nur ein Orgasmus fehlte (und ihr das durch Maries Freundin im Frauengespräch auf der Veranda ausrichten läßt), klappt's danach auch mit der Kunst – die Bilder haben „den Druck“, den sie vorher vermissen ließen. So beschreibt es Maries Alkoholiker-Künstler- Kumpel Gerd, gespielt vom geläuterten Konstantin Wecker. Und weil im Trottaschen Universum die Welt aus Schickimicki- Galerien, beigen Kostümen und Frauen, die zwar Prosecco trinken, aber ohne Mann nicht klarkommen, besteht, kehrt die künstlerisch neu begattete Dame auch brav wieder zu ihrem mülltrennenden Ehemann zurück.

Bravo, Senta, bravo, Margarethe. Jetzt habt Ihr den Männern aber mal tüchtig Angst gemacht und eine dicke Lanze für die selbstbewußen Frauen von heute gebrochen. Und jetzt husch, husch, zurück ins Haus, die Satinbettwäsche bügeln. Jenni Zylka