Krieg anderswo
: Der Kaschmir-Konflikt

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an aktuelle Konflikte in aller Welt. Teil 6

Mit der Unabhängigkeit Britisch-Indiens und seiner Aufteilung in das von Hindus dominierte Indien und das islamische Pakistan 1947 wurde die Himalaja-Region Kaschmir zum Zankapfel. Der hinduistische Maharadscha des muslimischen Kaschmir entschied sich für die Zugehörigkeit zu Indien. Darauf kam es 1947 zum Krieg, die Region wurde geteilt. 1965 kam es wegen Kaschmir zu einem zweiten Krieg zwischen Indien und Pakistan.

In Indien ist „Jammu und Kaschmir“ der einzige Bundesstaat mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. In den 50er Jahren war dort eine starke Bewegung für Selbstbestimmung entstanden. Die Autonomie wurde von Delhi aber immer wieder außer Kraft gesetzt. Seit 1989 kämpfen bewaffnete Gruppen für die Unabhängigkeit Kaschmirs und islamistische Gruppen, die von Pakistan und afghanischen Veteranen unterstützt werden, für den Anschluß an Pakistan. Die auf 300.000 geschätzten indischen Sicherheitskräfte schrecken ihrerseits nicht vor brutaler Repression zurück.

Der Konflikt hat seit 1989 rund 40.000 Tote gefordert, Zehntausende Menschen wurden vertrieben. Laut ai verschwanden über 800 Personen spurlos, darunter 1995 auch eine Gruppe westlicher Touristen einschließlich des Thüringers Dirk Hasert. Entlang der Waffenstillstandslinie von 1947 kommt es immer wieder zu Artillerieduellen zwischen indischen und pakistanischen Truppen. Pakistan drängt auf internationale Vermittlung, was Indien strikt ablehnt. Sven Hansen