Pentagon: Vergewaltigung im Militärlager

■ Serben vertreiben erneut über 5.000 Menschen

Tirana/Washington (AFP/dpa/taz) – Dem US-Verteidigungsministerium liegen „vertrauenswürdige Informationen“ vor, wonach im Kosovo zahlreiche junge Frauen in ein Militärlager getrieben und dort von serbischen Soldaten vergewaltigt wurden. Bis zu 20 von ihnen könnten sogar anschließend getötet worden sein, sagte der Pentagon- Sprecher Kenneth Bacon. Es gebe „sehr beunruhigende Berichte“, wonach die jungen Kosovo-Albanerinnen in einem Militärcamp nahe der Stadt Dakovica im Südwesten des Kosovo versammelt und von serbischen Soldaten kollektiv vergewaltigt wurden. Es sei das erste Mal, daß er Informationen über Vergewaltigungen und Morde an Frauen im Kosovo-Krieg erhalte, sagte Bacon weiter. Das Pentagon wolle diese Angaben überprüfen. Schon im Bosnien-Krieg sei diese Praxis verbreitet gewesen, es gebe keinen Grund zu der Annahme, daß dies nicht wieder passieren könnte.

Die systematische Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo geht weiter. Nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kamen am späten Samstag abend etwa 4.200 Kosovo-Albaner am Grenzposten Morina nach Albanien an. Ein Sprecher der OSZE sagte gestern in der albanischen Hauptstadt Tirana, die Flüchtlinge stammten fast alle aus der Gegend von Priština. Es scheine so, daß die albanische Bevölkerung des Kosovo nun Dorf für Dorf von serbischen Truppen vertrieben werde. In der Nacht zum Samstag waren 1.500 Menschen aus einem Dorf ebenfalls in der Gegend von Priština nach Nordalbanien gekommen. Zuvor waren drei Tage lang gar keine Flüchtlinge in Albanien aufgetaucht, weil die jugoslawische Führung die Grenzen des Landes geschlossen hatte.

Die Angaben der OSZE decken sich mit Informationen des UNHCR. Laut dem Flüchtlingshilfswerk hat die Armee bereits ganze Landstriche des Kosovo entvölkert. „Das ist ein klassischer Fall von ethnischer Säuberung“, sagte UNHCR-Sprecherin Judith Kumin. „Das ist eine absolut organisierte Aktion, die meist ohne direkte Gewaltanwendung abläuft.“ Die serbischen Einheiten gingen dabei stets nach dem selben Muster vor: „Sie umstellen die Dörfer und zwingen die Leute, ihre Häuser zu verlassen. Dann eskortieren sie die Menschen bis zur Grenze.“ In Makedonien kamen laut UNHCR seit Samstag rund 280 Flüchtlinge an.