Ein Krieger wird müde

■ „Sehr klein“ und „sehr enttäuscht“: Gunnar Dreßler, Chef des Theaters in der Basilika, droht mit der Schließung. In der Kulturbehörde übt man sich in Diplomatie

„Das ist keine leere Drohgebärde. Ich mache so nicht weiter.“ Gunnar Dreßler, Leiter des Theaters in der Basilika, sieht müde aus, als er das sagt. Müde vom Kampf ums Geld, um den Theaterbetrieb am Laufen zu halten. Müde auch von den „jahrelangen Vertröstungen durch die Kulturbehörde“, die die geforderten Subventionserhöhungen „seit 1991 von Jahr zu Jahr vertagt“.

Jetzt greift der Theatermacher zum letzten (Druck-)Mittel: Auf einer außerordentlichen Pressekonferenz teilte Dreßler gestern mit, er sei „fest entschlossen“, das Haus Ende des Jahres zu schließen – es sei denn die Kulturbehörde erhöhe die finanzielle Unterstützung des Theaters für das Haushaltsjahr 2000 im erforderlichen Umfang.

Konkret fordert Dreßler eine Subventionserhöhung auf 376.000 Mark. Seit 1993 ist der jährliche Subventionsbetrag von 175.000 Mark trotz steigender Betriebskosten kein einziges Mal erhöht worden. Nur für vereinzelte Projekte gewährte die Behörde einmalige Zuschüsse.

Nach Meinung des Theatermannes reicht das jedoch bei weitem nicht aus, um die Kosten des Hauses zu decken. Zwar habe man im letzten Kalenderjahr die Ausgaben um 3,5 Prozent senken können. Diese Einsparungen seien jedoch nur durch ein Absenken des ohnehin schon niedrigen Gagenniveaus möglich gewesen. „Die Schmerzgrenze ist jetzt eindeutig überschritten“: Bühnenbild und Kostüme würden bereits von den Regisseuren übernommen, es gebe keinen festen technischen Stab und die SchauspilerInnen sorgten selbst für ihre Masken. Angesichts solcher Arbeitsbedingungen ließe sich kein gutes künstlerisches Personal mehr finden, wie Dreßler betont. Dazu stehe dem Theater ab Juli eine Mieterhöhung von jährlich 36.000 Mark ins Haus, die durch weitere Einsparungen nicht aufzubringen sei.

Am Mittwoch letzter Woche teilte Kultursenatorin Christina Weiss dem Theater mit, daß die Subvention zum Haushaltsjahr 2000 um 50.000 Mark auf insgesamt 225.000 Mark angehoben werden könne. Für Dreßler viel zuwenig und Grund genug, schweres Geschütz aufzufahren: „Ich kann unter diesen Bedingungen nicht weitermachen, ohne meinen eigenen Anspruch an Theaterarbeit zu verraten.“ Er habe seinen Entschluß, das Theater im Notfall zu schließen, auch der Senatorin mitgeteilt, sagte Dreßler gestern. Die habe sich nach dem Gespräch am vergangenen Mittwoch jedoch Bedenkzeit erbeten: „Sie meinte, sie könne sich da nicht so schnell äußern.“

Auch gestern wollte die Kulturbehörde sich bezüglich ihres weiteren Vorgehens noch nicht festlegen. „Das ist alles noch offen. Wir werden jetzt gemeinsam überlegen, ob und wie wir das Theater über die zugesagte Subventionserhöhung von 50 000 Mark hinaus unterstützen können“, sagte der Sprecher der Kulturbehörde, Ingo Mix, auf Anfrage der taz. Die Situation sei jedoch „schwierig“. Seit 1994 habe es wegen des strengen Konsolidierungsprogramms keine Zuwächse bei den Subventionen für Privattheater mehr gegeben. Nur in „ganz großen Ausnahmefällen“ könne man die Fördermittel erhöhen. „Die Zuschußsteigerung um 50 000 Mark beim Theater in der Basilika war solch ein ganz seltener Fall.“ Schließlich müsse man auch bedenken, daß es sich bei diesem Haus im Vergleich mit anderen Hamburger Privattheatern wie der Kampnagelfabrik oder dem Ernst-Deutsch-Theater um ein „sehr kleines Theater“ handele. Mix versicherte jedoch, daß sich die Behörde um den Erhalt des Hauses bemühen werde.

Daß diese Bemühungen auf eine volle Erfüllung der Forderungen des Impresario hinauslaufen werden und die Behörde den Betrag um 150.000 Mark erhöht, ist allerdings mehr als fraglich. Gunnar Dreßler hat für den schlimmsten aller Fälle trotz seiner Drohung noch keine konkreten Pläne. „Über das, was ich nach der Schließung des Hauses machen werde, denke ich noch nicht nach“, sagte der Theaterleiter, Schauspieler und Regisseur gestern. „Aber ich werde schon was finden.“

Kristina Maroldt