Wedemeier goes Mannesmann

■ Otelo-Verkauf an Arcor wird weitreichende Folgen haben / Eine davon, ist der Büro-Umzug von Bremens Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier

Die Übernahme der Telephonfestnetzgesellschaft Otelo durch Mannesmann-Arcor hat den deutschen Telekommarkt kräftig durcheinandergewirbelt. Und sie wird auch Bremens Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier nicht unverschont lassen. Dieser arbeitet nämlich bei Otelo – und muß wegen der Übernahme jetzt umziehen.

Branchenexperten gehen jedoch zunächst davon aus, daß nun vor allem kleinere Festnetzgesellschaften angesichts sinkender Gewinnmargen nach Partnern suchen. Die bei Otelo leer ausgegangene Mobilcom wird hingegen weiterhin als potentieller Käufer gesehen. Sie könnte nun versuchen, mit Stadtnetzbetrei-bern oder anderen regionalen Anbietern zu arbeiten.

Der Mannesmann-Arcor-Manager Harald Stoiber kündigte an, Mannesmann werde zügig die Synergiepotentiale seiner beiden Gesellschaften Otelo und Arcor nutzen und überschneidende Arbeitsgebiete wie die Kundeninformations- und Abrechnungssysteme auf eine gemeinsame Basis stellen. Dabei würden zwangsläufig auch Arbeitsplätze wegfallen. „Es wird harte Einschnitte geben“, sagte der Arcor-Chef. Unter den früheren Eigentümern Veba und RWE habe es bei Otelo Pläne für den Abbau von 1.000 Stellen gegeben.

Wedemeier ist als „General Manager“ bei Otelo beschäftigt. Im Rahmen eines Abbaus in Hannover wird sein Büro demnächst nach Düsseldorf verlegt. Wedemeiers Vertrag läuft noch anderthalb Jahre. Wedemeier will zu der Übernahme seiner Firma durch Mannesmann-Arcor keine Stellung nehmen, findet aber, daß beide Festnetze sich „hervorragend ergänzen“.

Die Übernahme der Telefongesellschaft Otelo durch den Konkurrenten Mannesmann-Arcor werden die Kunden der Gesellschaften zunächst nicht zu spüren bekommen. Arcor wolle Otelo als eigenständige Tochtergesellschaft mit eigener Geschäftsführung und Sitz in Köln weiterführen, kündigte Firmenchef Stöber in Düsseldorf an. Im täglichen Geschäft solle mit einer „Zwei-Marken-Strategie“ Otelo und Arcor operiert werden. Dabei bleibe es vorerst bei den unterschiedlichen Tarifsystemen. Mannesmann erwartet durch die Otelo-Übernahme im Festnetzmarkt einen Wachstumssprung von rund 50 Prozent. Bis Ende 1999 sollen in zehn Städten Ortsgespräche angeboten werden.

Die Otelo-Übernahme durch Arcor könnte nach Ansicht von Branchenexperten Auslöser für weitere Zusammenschlüsse am deutschen Telekommunikationsmarkt sein. Vor allem kleinere Festnetz-Gesellschaften dürften sich nach Einschätzung von Telekommunikations-Analysten angesichts des erwarteten härteren Wettbewerbs und sinkender Gewinnmargen nach Partnern umsehen. Insbesondere regionale und lokale Gesellschaften müßten nun überdenken, ob sie alleine auf dem umkämpften Markt ihre Position behaupten wollen.

Otelo verfügt über mehr als tausend Großkunden, darunter Bahlsen, Dresdner Bank und RTL. Auch mehrere tausend mittelständische Unternehmen haben Preselection-Verträge mit Otelo abgeschlossen. Und über „germany.net“ bedient Otelo noch 600.000 Internet-Kunden. „Auch hier werden wir unsere Kräfte bündeln und alle Chancen in der Datenkommunikation nutzen“, sagte Stöber.

Arcor ist nicht nur mit Call-by-Call erfolgreich, sondern realisierte für Großkunden wie Karstadt, Alte Leipziger oder DAK komplexe Telekom-Lösungen. Arcor übernimmt mit Otelo mehr als 400.000 Privatkunden, 11.000 Kilometer Glasfasernetz und eine hochqualifizierte Belegschaft. Ein Teil der 1.000 Mitarbeiter, die mit der Sanierung gehen müssen, wird bei Arcor Anschluß finden. „Wir haben in Deutschland einen dramatischen Engpaß bei TK-Mitarbeitern“, so Stöber. Auch Arcor habe hohen Personalbedarf. rtr/ap/taz