■ Cash & Crash
: Spekulieren mit Filmen

Nürnberg (taz) – Am Anfang, 1997, taten sich die Anleger mit dem Trickfilm-Rechtehändler EM.TV noch schwer. Das Metier war den meisten fremd. In den folgenden 16 Monaten katapultierten sich die Münchner jedoch nicht nur in die Weltliga der Kinderfilmvermarkter, sondern mit einem Kursgewinn von mehr als 10.000 Prozent auch gleich an die Spitze der Beliebtheit bei Börsenzockern. EM.TV kontrolliert in Europa bereits zwischen fünf und zehn Prozent der Kinderunterhaltung und hat jüngst die Rechte der Kirch-Gruppe im Kinder- und Familienbereich übernommen. Man erklärt, kräftig weiterwachsen zu wollen.

Die Nachfrage des Fernsehens nach Spielfilmen und Serien scheint ebenso unerschöpflich zu sein wie die Lust aufs Kino. Deshalb entwickeln sich auch an den Börsen die Wertpapiere von Produzenten, Verleihern, Rechtehändlern, Kinoketten und Veranstaltern zu Stars des Parketts. Auch die Anteilscheine der Kinowelt Medien AG haben sich ganz gut entwikkelt. Der Börsenkurs der Aktie konnte sich seit der Ausgabe im vergangenen Mai versechsfachen. Kinowelt handelt mit Filmlizenzen, vor allem von den US-Produzenten Miramax und New Line.

Mit größeren Risiken müssen Anleger bei der Senator Film AG rechnen, die seit Januar 1999 an der Börse notiert wird. Das Berliner Unternehmen brachte in den vergangenen Jahren mehr als 20 Filme ins Kino wie „Comedian Harmonists“ und „Aimee & Jaguar“ - darunter sehr große Produktionen. Da können Flops teuer werden, und so setzen die Berliner künftig zusätzlich auf Zeichentrick- und Kinderfilme sowie Merchandising, um das Risiko zu streuen.

Ebenfalls mit Filmlizenzen handelt die im Februar 1999 an der Börse gestartete Intertainment AG, die vorwiegend in den USA einkauft, um deutsche TV-Sender und den Videomarkt zu versorgen. Ob die Intertainment-Filmhändler, die sich auf Komödien, Thriller und Action konzentrieren, allerdings international Fuß fassen können, gilt als ungewiß.

Auch erst seit Februar an der Börse ist die CineMedia AG, die in Deutschland fast jeden zweiten Film bearbeitet – von der Belichtung und Vertonung bis zu Spezial- und Trickeffekten. Insbesondere das Geschäftsfeld „digitale Bildbearbeitung“ wollen die CineMedia-Chefs künftig ausbauen.

Weitaus weniger stürmisch haben sich andere Aktienwerte des Entertainment-Bereiches entwickelt, so die Cinemaxx AG des Hamburger Multiplex-Königs Hans-Joachim Flebbe, der in ganz Deutschland Großkinos hochzieht.

Und lediglich als Kult-Sammelstück für Bölkstoff-Freunde ist die Aktie der Achterbahn AG anzusehen. Werner & Co. bringen nur selten mal einen Jahresüberschuß zustande. Hier gilt wohl dasselbe Motto wie beim Biertrinken: „Hau wech den Scheiß.“ Horst Peter Wickel