Uneins über Friedenstruppe

■ Albright und Iwanow sehen bei Treffen in Oslo jedoch auch Fortschritte

Oslo/Bonn (rtr/dpa) – US-Außenministerin Madeleine Albright und ihr russischer Kollege Igor Iwanow haben bei ihrer Suche nach einer politischen Lösung des Kosovo-Konflikts gestern keinen Durchbruch erzielt. In der entscheidenden Frage einer internationalen Friedenstruppe für das Kosovo habe es keine Einigung gegeben, sagte Albright in Oslo. Iwanow verwies darauf, daß Jugoslawien jede ausländische Militärpräsenz ablehnt. Er forderte zudem ein Ende der Nato-Angriffe. Das Treffen dauerte fast vier Stunden und damit etwa doppelt solange wie ursprünglich geplant.

Trotz dieser Unterschiede legten beide Seiten Wert darauf, auch Positives zu verkünden. „Wir haben es geschafft, die Unterschiede zu verkleinern“, sagte Albright vor der Presse. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht“, stimmte Iwanow ihr zu. Trotz der unveränderten Ablehnung einer internationalen Friedenstruppe sei man, so Iwanow, übereingekommen, „aktiv eine politische Lösung zu suchen“.

Rußland erklärte sich bereit, eine „internationale Präsenz“ im Kosovo zu unterstützen, die die Sicherheit der Bevölkerung garantieren solle. Über die Form müsse jedoch noch geredet werden. In diesem „schwierigsten Problem“ gebe es noch keine Einigung zwischen Moskau und Washington. Jede Form der internationalen Präsenz erfordere die Zustimmung Belgrads, sagte Iwanow.

„Es gibt noch keine Einigung über den Charakter einer solchen internationalen Präsenz“, bestätigte Albright. „Wir sind der Auffassung, daß in ihrem Zentrum die Nato stehen muß.“ Sie betonte jedoch, man sei in einer Reihe anderer Fragen völlig einig. Zu diesen „grundlegenden Prinzipien“ gehöre die unverzügliche und kontrollierbare Einstellung der Gewalt und der „ethnischen Säuberungen“ im Kosovo, der Rückzug von Polizei, paramilitärischen Einheiten und Truppen aus der Unruheprovinz, die Rückkehr alle Flüchtlinge und der ungehinderte Zugang für Hilfsorganisationen. „Wir haben die Grundlage für eine Lösung gelegt“, sagte Albright.

Der diplomatische Kosovo-Reigen wird heute in Brüssel fortgesetzt. Dort wollen die Staats- und Regierungschefs der EU mit UN-Generalsekretär Kofi Annan über eine friedliche Lösung unter Einbeziehung Rußlands beraten. Wie es in Bonner Regierungskreisen hieß, besteht dabei volle Übereinstimmung zwischen der Nato, der EU und Annan. bs