Sich duellierende Schleifen des Alltags

■ Tennis ohne Ball: Die Performance Centercourt vom Party-Kollektiv Bauhouse

„Nicht schon wieder Tennistheater“, nölen Kampnagel-Kenner. Doch wer hinter Centercourt eine weitere Sportperformance à la Showcase Beat Le Mots Grand Slam vermutet, hat sich gehörig geschnitten. L–Enfant (Fabian Grobe) und Clemens Wit (Clemens Wittkowski) vom Party-Kollektiv Bauhouse haben einzig den Titel ihrer neuen Performance vom Tennisplatz geklaut. Mit Ballspiel haben die Elektro-Frickelmeister nichts am Hut. Mit Wettkampf schon eher.

In Centercourt duellieren sich zwei Audio-Video-Systeme. Live eingespielte Video-Loops treten rhythmussynchron zu DJ-Sets aus House, Dub und Acid gegeneinander an. Im Zentrum des Multimedia-Fights: die Tanzfläche und darauf das Publikum, das interaktiv an diesem nonlinearen Tanzkino partizipiert. Angelehnt ist die Performance Centercourt an die Idee des Sound-Clash-Systems, die ursprünglich aus Jamaika kommt. Sound Clash gibt es aber auch an Sommerabenden am Elbstrand, wo Dutzende von Grillparties mit ihren Ghettoblastern campieren. Wer je durch den Sand stapfte, kennt das Musik-Prinzip der Bauhouse-Jungs: Tonfragmente ringen miteinander, überlappen sich und treten in Wettstreit. Nicht immer geht es dabei ums Gewinnen. Manchmal fusionieren zerfranste Melodien und Geräusche auch zu einem Klang-Patchwork.

So entspannt geht es bei den multimedialen Zauberern aus Hannover nicht zu. Clemens Wit und L–Enfant betonen vor allem das dynamische Element in Centercourt: Das kämpferische Zusammenspiel von Alltagsbilder-Schleifen und wiederkehrenden Elektro-Rhythmen gipfelt im rangelnden Streit der Medien um das Publikum. Party oder Environment, Musikclip oder Spielfilm – daß Centercourt ein schleifendes Duell wird, ist nicht zu erwarten. Anja von Steht

Sa, 17. April, 22.30 Uhr, Kampnagel, k6