Die radelnde Putze

■ Nach Hausfrauen Art wird nicht nur Sülze gekocht, sondern auch geputzt. Sowas genehmigt das Gewerbeamt. Aromaduft kann – je nach Hausfrau – dazugehören

Früher wäre Susanne Kukuk vielleicht als „gute Fee“ bezeichnet worden. In den 50ern. Heute ist sie eher sowas wie eine Traumfrau – für gestresste Stadtmenschen, denen vor dem Urlaub kaum die Zeit bleibt, die Koffer zu packen, geschweige denn, durch die Wohnung zu wischen. Oder für Persönlichkeiten, die Putzlappen hassen – und sich diese Leidenschaft etwas kosten lassen. Für solche Fälle gibt es sie, die Frau Kukuk, die selbstbewußt als „radelnde Putze“ firmiert. Sie ist eine echte Groß-Reinemache-Frau. Und dazu lacht sie noch: „Ich mache das gerne.“

Susanne Kukuks Metier ist es, eine Wohnung quasi zu schrubben bis in den letzten Winkel. „Grundreinigen.“ Allerdings nur das, was die Kunden auch wirklich wollen – und was nach dem ersten Hausbesuch im Kostenvoranschlag enthalten ist. „Fensterrahmen nur innen oder nur außen. Hinterm Kühlschrank. Oder auch nicht. Je nachdem. Manchen sind bestimmte Zonen peinlich.“

Im Umgang mit Menschen ist die gelernte Krankenschwester, die immer noch in der Hauspflege arbeitet, trainiert. Sie hat ein Gespür dafür, wo der Grat verläuft, der schlampiges Putzen (nicht den Schrank auswischen) vom Einbruch in die Intimspäre der KundInnen trennt (die letzte Nachttisch-Ecke bohnern). Da ist sie sorgsam.

Ihren Kick bekommt die Putzfrau von der Einmaligkeit ihrer Arbeit. „Ich werde für die besonderen Putzarbeiten bestellt und komme nur ein-, zweimal im Jahr.“ Das erspart ihr das Brutale am Putzfrauenalltag: „Immer wieder denselben Dreck wegzuwischen oder zuzugucken, wie alles schon wieder schmutzig wird, was ich gerade erst geputzt habe.“ Vielmehr gönnt die 41jährige es sich, nach getaner Arbeit – während die Auftraggeber im Schwimmbad, im Urlaub oder zum Einkaufen sind – zufrieden den Blick über ihr Werk schweifen zu lassen. Wo bestellt, haucht sie dann noch ein Düftchen Zitrone hin. Oder Rosmarien, Lavendel oder Zeder. Ganz nach Wunsch. Ohnehin putzt sie nur mit Ökosachen, die sie selbst mitbringt – auf dem Fahrrad.

Aber die 41jährige, die im Nebenberuf Kulturwissenschaften studiert, erfüllt nicht nur Träume. „Besonders Frauen schätzen meine Arbeit.“ Sie hat auch Träume. Einer sieht so aus, daß sie in eine bereits geputze Wohnung bestellt wird – und nur noch ein bißchen Aroma zu verspritzen braucht. „Solche Kunden gibt es“, ist sie sicher. KollegInnen haben davon berichtet. „Nur ich habe das leider noch nicht erlebt.“

Überhaupt verlief ihr Berufsleben bisher eher prosaisch: Krankenhaus. Heimpflege. Studium. Nebenbei Putzen für den Lebensunterhalt. „Aber ich wollte nie chronisch putzen“, sagt sie. Chronisch, das wäre der reguläre, wöchentliche Reinigungsjob, den sie allerdings auch macht, neuerdings sogar mehr als je zuvor. Das „blöde 630 Marks-Gesetz“ zwingt sie dazu. „Sonst verdiene ich zu wenig“, sagt sie. Denn sie ist eine eingetragene Gewerbetreibende: „Putzen nach Hausfrauenart.“ Sogar Referenzen gibt sie an. „Aber geprüft hat die noch niemand.“

Dabei würden die Professoren, deren Wohnungen Susanne Kukuk regelmäßig saubermacht, wohl beschwören, daß sich die zwanzig Mark pro Stunde lohnen, die man für ihren „Frühjahrsputz im ganzen Jahr“ locker machen muß. Da bleibt die Unternehmerin energisch – wie auch manche interessierte Kunden. „Wenn ich Absagen bekomme, dann meistens deshalb“, sagt Susanne Kukuk. ede

Auskunft Tel.: 0421-37 26 14