Kostenlos, virtuell und multimedial

■ Neue Uni in Hamburg: Internet-Fernstudium und Teilzeitprofs

Hamburgs zehnter Hochschulbetrieb steht in den Startlöchern. Wissenschaftssenator Leonhard Hajen strahlte, als er gestern auf der Landespressekonferenz nach all den Uni-Schrumpf-Beschlüssen endlich mal positive Nachrichten verbreiten durfte.

Der Grund ist einfach: Hajen muß für die neue Hochschule keinen Pfenning bezahlen, sondern nur die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen und Lerninhalte festlegen. Denn die neue Hochschule wird eine multimediale Fernuni, die aus den satten Profittöpfen des Mediengiganten Bertelsmann gespeist werden soll.

„Hier bahnt sich eine glückliche Verbindung von Kompetenzen an“, freut sich Hajen über das bildungspolitische Techtelmechtel mit Industrie, Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) und Institut für Lernsysteme (ILS). Fernstudierte BetriebswirtInnen und WirtschaftsingenieurInnen soll die neue „virtuelle Universität“ zunächst hervorbringen. Und weil Gewinn laut Hajen „nichts Unanständiges“ ist, wird's den virtuellen Studi denn auch eine Kleinigkeit kosten. Studiengebühren nämlich.

Und weil der Senator schon mal bei Reformen ist, stellte er noch gleich andere Ideen vor: Teilzeitprofs hätte er gern, um freischaffende Kompetenz zu binden, „Nachweis der Lehrqualifikation“ bei Berufungen und eine Stärkung der FachbereichssprecherInnen. All das soll die Diskussionsgrundlage zur Neufassung des Hochschulgesetzes sein, über die im Februar 1996 entschieden wird. Silke Mertins