Tanzende Tiere

■ Theater für Kinder: Reinecke Fuchs

„Ahhh, Frau König, helft mir! Ich kann nicht mehr brüllen!“, windet sich der beleibte Löwenkönig Nobil im Gras. Der Schreck hat dem Herrscher die markerschütternde Stimme geraubt.

Das Altonaer Theater für Kinder hat mit seiner Reineke Fuchs-Inszenierung, die am vergangenen Donnerstag Premiere hatte, die Eigenbrötler aus Janosch's Feder auf der Bühne zum Leben erweckt. Der für seine naiv-liebevollen Tiergeschichten bekannte und kritisierte Kinderbuchautor Janosch illustrierte zu Beginn der sechziger Jahre Goethe's Tierepos vom schlitzohrigen Fuchs im zeitangemessenen Gewand.

Das Theater für Kinder bereitet Reineke Fuchs in einem wandlungsfähigen, löwengelben Bühnenbild, das die Atmosphäre der Janoschbücher nachempfindet. Zwei Stunden spielen, singen und tanzen der gewitzte Reineke und Konsorten in der Bühnenfassung von Barbara Hass, ohne ihr junges Publikum zu langweilen und ohne es zu begeistern. Nur manche Spezialeffekte, wie ein schnäbelspreizender Handpuppenchor entlocken dem jungen Publikum erstaunte Zurufe.

Daß die Darsteller an jedem Tiercharakter das Absonderliche, bisweilen Verschrobene betonen, gefällt dem Publikum. So läßt der Löwenherrscher Nobil die Geburtstagsständchen der Gratulanten äußerst träge in seinem blauen Ohrensesselthron über sich ergehen. Erst die Einlage des Stars, ein Eros Ramazotti-Verschnitt, reißt den König samt Hofstaat aus dem Geburtstagskoma. Die Musik von Florian Noack schwankt zwischen seichter Videoclipware und eingängigen Kinderschlagern.

Leider mangelt es den Interpreten zeitweilig an Artikulation und Stimmvolumen. Doch das junge Publikum toleriert Pannen dieser Art. Selbst wenn statt des „richtigen“ Reineke Fuchs nur ein Darsteller mit einer Fuchshandpuppe auftritt, da der Fuchs-Schauspieler Udo Swann kurz vor der Premiere stürzte. Vieles wett macht für die Kinder, die Chance kurz mitspielen zu dürfen. „Auf die Bühne gehen wir aber nicht“, sagt die zehnjährige Carolin. Fiebernd wartet sie zusammen mit ihrer Freundin Ceyda und deren Bruder Dennis auf das Stichwort der gepudelten, rosa Wildsau. Ute Brandenburger

Reineke Fuchs, Theater für Kinder, noch bis zum 12.11.