Empört wg. Empörung -betr.: "Mit den Irren aufräumen", "Drauf aufs Pack?", taz vom 31.8.1995, tazintern, taz vom 2./3.9.1995

„Mit den Irren aufräumen“, „Drauf aufs Pack?“ 31. 8. 1995; tazIntern, 2./3. 9. 1995

Spiegelt diese unsäglich Empörung tatsächlich die Meinung eurer LeserInnen wider oder haben alle, die anders darüber denken (jawohl, die denken auch!), bloß keine „Lust“ mehr, sich mit der taz auseinanderzusetzen, geschweige denn, sie zu verteidigen? Da ich letzteres vermute, muß ich wohl selber mal für einen Moment Wumme und Baseballschläger aus den Händen legen und zur Tastatur greifen!

Ernsthaft: Da wird gerade so getan, als wenn in der taz hamburg die Sektkorken geknallt haben, weil Rieger zusammengeschlagen wurde! Nur weil ein Journalist – in den Augen einiger LeserInnen – nicht bereit ist, sich „genügend“ von diesem Überfall zu distanzieren, ist seine Berichterstattung angeblich „erschreckend verquer“. Da maßt sich eine Briefeschreiberin an zu behaupten, sie habe „im Gegensatz zu Herrn Börnsen angefangen zu denken“, um dann zu dem Kurzschluß zu gelangen, daß jemand, der einen Jürgen Rieger verprügelt, in ähnlicher Weise auch gegen „Mitglieder der eigenen Gruppe“ (= terroristische Vereinigung, oder was???) vorgehen wird.

Hier hat es doch mitnichten jemanden aufgrund der Farbe seiner Schuhbänder getroffen! (Allerdings frage ich mich wirklich, ob es ähnliche Reaktionen gegeben hätte, wenn das Opfer ein jugendlicher Kahlkopf mit weißen Senkeln in Springerstiefeln gewesen wäre...)

Es bedarf auch nicht sonderlich viel Hirn, um sich vorstellen zu können, daß diese Aktion nicht gerade „werbewirksam“ war – da waren garantiert keine Greenpeace-Aktivisten am Werk! Und wenn Guido B. demnächst auf Anti-Antifa-Listen auftauchen sollte und für „vogelfrei“ erklärt wird, ist das wohl auch ein Fall von „Faschisten unter sich“???

Da ich maßlos empört bin über diese Art der Empörung, an dieser Stelle ein seltener Dank an die taz hamburg – für den Bericht, den Kommentar, aber auch und vor allem für die Solidarität der Redaktion mit Guido B. S. Langhoff