Wo's alles etwas früher gibt

■ Voller Frisuren, T-Shirts und Vinyl: Im Mojo-Shop weisen Trends von Gestern den Weg der Mode nach Übermorgen Von Oliver Fischer

Heute schon Klamotten von vorgestern kaufen, die erst übermorgen wieder brandaktuell sind? Seit drei Jahren ist für Hamburgs Jazz-floor-Freaks der Mojo-Shop in der Schanzenstraße 46 die erste Adresse für flippige Club-, Street- und Sportswear. Zuerst hatten Geschäftsführerin Elke Bisinger und ihre Kollegen vom Mojo-Club nur ein Büro für ihren Musik-Club einrichten und nebenher ein paar T-Shirts verkaufen wollen – doch dieser Mix von Mode und Musik wurde zum boomenden Selbstläufer.

Nicht der schnelle Griff zum Grabbeltisch ist beim Ableger des Mojo-Clubs von der Reeperbahn angesagt, sondern gemütliches Rumgucken und Anprobieren. Was man andernorts „Erlebnis-Einkauf“ nennen mag, heißt bei den Mojo-Machern „shop-in-shop“: wer nichts zum Anziehen gefunden hat, kann sich in den gleichen Räumen mit einer neuen Frisur bei „BOX-Haare“ trösten oder bei „Groove-City“ eine Vinyl-Platte erwerben, die mensch getrost nach Hause tragen kann.

Nicht auf Modemessen, sondern direkt bei den Designern in England oder New York deckt sich Elke Bisinger mit neuer Ware ein. So kann der Mojo-Shop stolz von sich behaupten, dem aktuellen Modetrend immer ein Stück voraus zu sein: Den „Girlie-Look“ etwa gab es in der Schanzenstraße schon zwei Jahre bevor alle davon sprachen.

Daß sie mal auf vermeintlich trendigen Klamotten sitzen geblieben sind, sei bisher selten vorgekommen, behaupten die Shopmacher: „Wir kennen ja unsere Kunden, und viele fragen schon nach den Sachen, bevor wir sie im Laden haben. Und außerdem kaufen wir nur das, was uns auch selbst gefällt.“ Und was nicht gefällt, kommt auch nicht auf den Kleiderständer: zum Beispiel Military- und Camouflage-Mode.

Das Geschäftskonzept der Mojo-Macher ließe einem waschechten Handels-Yuppie die Gel-Frisur zu Berge stehen: „Wenn ein normaler Kaufmann zehn Mark investiert, will er 20 Mark rausholen“, erklärt Club-Manager Leif Nüske, „uns reichen elf Mark.“ Daher ist eine Avantgarde-Jeans bei Mojo auch nicht teurer als eine Marken-Levis. Dennoch wurde in der Dammtorstraße 26 mittlerweile schon eine Filiale eröffnet.

Was allerdings den nächsten Modetrend betrifft, will sich Elke Bisinger nicht genau festlegen lassen: Ziemlich hip, tippt sie, dürfte jedenfalls der Japan-Trash werden: T-Shirts mit Billig-Comic-Motiven, natürlich japanisch beschriftet. Außerdem dreht sich das Recycling der Trends weiter: Diesmal steht die Reanimation der Mod-Mode der späten Siebziger mit ihren breiten Längsstreifen und leicht verruchten Eleganz bevor. und auch Nylon- Glitzer-Shirts und Polyester- Jacken sind bei Mojo wieder zu finden.