Kuchen statt Konten

■ 3500 Hamburger Bankangestellte streiken. 60 Filialen bleiben geschlossen

Hamburgs Bankangestellte lassen sich nicht kaufen. Obwohl ihnen die ArbeitgeberInnen zum 1. April 3,1 Prozent mehr Lohn sowie eine Einmalzahlung von 350 Mark überwiesen haben, streikten sie gestern erneut. Mehr als 3.500 Bän-kerInnen in der Hansestadt legten ihre Arbeit nieder. Mindestens 60 Filialen blieben geschlossen. Die Streikenden wehren sich gegen die Einführung der Samstags- und Feiertagsarbeit zum Nulltarif.

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen hatten die Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) zum Streiktag in den großen Bankhäusern aufgerufen. Nicht ohne Bauchschmerzen. Es herrschte Verunsicherung, ob sich die freiwillige Gehaltserhöhung negativ auf die Streikbereitschaft auswirken würde. Als sich die Züge des Sternmarsches dann am Morgen auf dem Gänsemarkt trafen, stellten die Gewerkschaften jedoch zufrieden fest, daß die Beteiligung noch höher lag als erwartet. Im Dom-Zelt „Beim Österreicher“ endete der Aktionstag bei Musik, Reden, Kaffee und Bier.

Trotzdem waren die Befürchtungen nicht unberechtigt. Denn die Bankmanager haben inzwischen begonnen, ihre Angestellten zu Personalgesprächen zu zitieren und Rundschreiben zu verschicken. Einige Filialleiter hätten sogar am ersten Streiktag Sekt und Kuchen für Streikbrecher spendiert, berichten BänkerInnen.

Der Volksbanken-Verband hat jüngst seinen Mitgliedern empfohlen, das 13. Monatsgehalt nur noch an Gewerkschaftsmitglieder zu zahlen. Die MitarbeiterInnen der „Hamburger Bank“ quittierten diesen Vorschlag, in dem sie gestern 16 Service-Center durch Streik lahmlegten. Auch 40 Filialen der Deutschen, der Commerz- und Landes-, der Dresdner- und der BFG-Bank sowie der HASPA und der DG-Hypo blieben dicht.

Die HASPA-Angestellten erhielten kurz vor dem Streik noch Post. Darin hieß es, daß „die HASPA auf die Samstagsöffnungs verzichtet“, so HBV-Chef Ulli Meinecke, aber nur „wenn der Wettbewerb uns dazu nicht zwingt“. Der Hamburger HBV-Chef geht davon aus, daß im Tarifstreit noch ein „langer Atem“ nötig sei. „Notfalls müssen wir mal zwei oder drei Tage streiken“. kva