Einheitlich gestylte Viertel

Eine Ausstellung im Rathaus präsentiert 30 Projekte der Stadtteilentwicklung – leider im eintönigen Behörden-Outfit  ■ Von Heike Dierbach

Die musikalische Untermalung kam einmal nicht von den Alsterspatzen. Statt dessen bewies der Kinderchor „Glockchen“, daß auch russische Tanzlieder gut ins hanseatische Rathaus passen. Die kleinen Mitglieder des Vereins russischer MigrantInnen „Samowar“ aus Jenfeld brachten sogar Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) zum Wippen. Er eröffnete gestern in der Rathausdiele die Ausstellung „Soziale Stadtteilentwicklung“.

Rund 30 Projekte aus den Programmen der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) werden noch bis morgen präsentiert – jeweils von 11 bis 19 Uhr mit Stellwänden, Vorträgen, Diskussionen und Videofilmen. Gedacht sind die Exponate für HamburgerInnen „und die Bürgerschaftsabgeordneten“, wie Runde betonte. Ganz bewußt korrespondiere die Ausstellung mit den Terminen der Fraktions- und Parlamentssitzungen.

Zur Eröffnung gekommen waren auch BewohnerInnen aus den Stadtteilen – wie Richard Heitmann und Ursula Martin vom Mieterverein Bergedorf. Dieser hat in Zusammenarbeit mit der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Saga und der Lawaetz-Stiftung brachliegende Grünflächen zwischen Hochhäusern in Kleingärten verwandelt. Bis zu 40 Stunden investiert Heitmann pro Woche in den Verein. „Wir haben viele Leute aus der Reserve gelockt, die bisher hier anonym lebten“, freut er sich. Besonders der Kontakt zu den ausländischen Nachbarn habe sich verbessert, ergänzt Martin. Die Spanne der vorgestellten Projekte reicht von einem neuen Spielplatz auf der Veddel bis zu den „Kleidermachern“, einer Existenzgründungsinitiative ehemals arbeitsloser ModedesignerInnen in St. Pauli. „Die Palette ist so bunt und vielfältig wie die Bedürfnisse der Akteure vor Ort“, lobte Runde.

Weniger bunt geraten ist allerdings die Ausstellung: Die stets gleiche, um nicht zu sagen eintönige Gestaltung der Tafeln – Fotos, Pläne und allgemeine Texte – lassen den persönlichen Charakter der einzelnen Projekte nur noch erahnen. „Die Einheitlichkeit ist Teil des Konzeptes“, verteidigt sich Organisatorin Renée Culemann, „wir wollten zeigen, daß alles zur sozialen Stadtteilentwicklung gehört.“

Doch diese lebt gerade von der Vielfalt. „In Zukunft muß auch Hamburg seine Identität immer wieder neu begründen“, gab Runde zu bedenken, „eine stabile, festgefügte geographische Identität – früher nannte man das Heimatgefühl – werden hochmobile Menschen immer weniger ausbilden.“

Die Kinder der „hochmobilen“ russischen MigrantInnen jedenfalls waren sichtlich stolz auf ihren Auftritt im Rathaus – und schlugen dabei gleich den Bogen von der Stadtteil- zur Weltpolitik: Das Lied „Sonnenkreis“ solle die Friedensbemühungen im Kosovo unterstützen, erklärte Polina Sieveking von „Samowar e.V.“. Dafür gab es Szenenapplaus.