Jörg Berger – Eintracht-Grabeinsärger?

■ Auf Frankfurts neuen Trainer kann man sich keinen Reim machen

Frankfurt/Main (taz) – „Ja gut“ zu sagen, sobald man den Mund öffnet, ist bei einem Fußballtrainer noch nichts besonders Schreckliches. Das machen viele. Schrecklich wird es erst, wenn man als Trainer nichts taugt und Reinhold Fanz heißt. Für die Anhänger von Fußballbundesligist Eintracht Frankfurt war es längst nicht mehr zu ertragen, was der erst im Januar für Horst Ehrmantraut angetretene Fanz anstellte. Die Verzweiflung trieb sie ihrerseits zu kaum mehr zu ertragenden Wortspielen. „Schluß mit dem FirleFANZ“ wurde einem da zugemutet.

Kaum hatten sich die Verfasser des Transparents am Sonntag abend in einer berüchtigten Frankfurter Fankneipe geoutet – skandierte der nächste Pulk bereits unter Einbeziehen von Manager Gernot Rohr den nächsten Tiefschlag: „Rohrkrepierer FirleFANZ“. Es ist also anerkennenswert, daß sich die Verantwortlichen noch in derselben Nacht zu einer Dringlichkeitssitzung einfanden, um den Stilblüten-Spuk zu beenden. Neben seinem Namen wurde Fanz in Frankfurt allerdings auch Substantielleres zum Verhängnis.

Das Team hat vier Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Fanz, auf Betreiben seines Freundes Rohr verpflichtet, stand von Beginn an im Schatten seines Vorgängers Ehrmantraut, der entlassen wurde, weil er den Verantwortlichen für ihre Marketingstrategien einfach ein wenig zu kantig war.

Schnell manövrierte er sich ins Abseits – von Mannschaft, Medien und Fans. Seine Vorstellung, die Flügel zu stärken, scheiterte kläglich an der Fehleinschätzung der ihm zur Verfügung stehenden Spieler. Drei Spiele probierte Fanz ohne Erfolg herum, ehe er auf massives Betreiben von Mannschaft und Medien wieder das unter Ehrmantraut praktizierte System spielen ließ. Nie verstand er es, das ohnehin begrenzte Potential aus dem Kader herauszuholen – statt die steigerungsfähigen Leistungsträgern Bernd Schneider und Thomas Sobotzik zu stärken, verschenkte er deren Potential immer wieder im Sturm. Auch mit seinem Strafkatalog verhedderte er sich: Einmal setzte er durch, daß 9.000 Mark für unliebsame Kommentare fällig wurden, das nächste Mal wieder nicht – Denunziation und Spaltung waren die Folge.

Nachdem Präsident Rolf Heller sich nach dem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg noch nicht im Präsidium hatte durchsetzen können, ist Fanz eben nach 97 statt 92 Tagen wieder auf dem Arbeitsmarkt. Seine Bilanz: ein Sieg, sechs Punkte in neun Spielen. Sein Ruf ist nach seinem ersten Engagement in der 1. Bundesliga nachhaltig beschädigt.

Dem gestern präsentierten Nachfolger Jörg Berger (54) steht dies in den verbleibenden sieben Partien ins Haus. Der selbsternannte Feuerwehrmann, der die Eintracht 1989 einmal vor dem Abstieg rettete (und 1991 gefeuert wurde), soll wie auch in Köln und Schalke kurzfristig seine Motivationskünste anwenden.

Jörg Berger ist vielleicht auch kein toller Trainer. Aber ein guter Name, weil er nicht so einfach in Parolen einzureimen ist. Außer, falls sich Berger aus welchen Gründen auch immer, entschließen sollte, den Vornamen seines Vorgängers zu übernehmen: Dann würde es bis zum Schreckensszenario „Reinhold Berger – Eintracht-Grabeinsärger“ nicht lange dauern. Klaus Teichmann