Dra di nit um, schau, schau die Abstiegsangst geht um

■ Bei Werder kracht es hinter den Kulissen / Andy Herzog muß Strafe zahlen und die Kapitänsbinde abgeben

Mit einer drastischen Maßnahme hat Werder Bremens Trainer Felix Magath den Streit mit Spielmacher Andreas Herzog beim SV Werder Bremen vorerst beendet. Nach einer Krisensitzung am Montag abend enthob der Fußballehrer den Österreicher vom Amt des Kapitäns. Das teilte Magath der Mannschaft gestern vor dem Training mit. Außerdem wurde Herzog eine Geldstrafe auferlegt, die er an eine karitative Einrichtung zahlen soll. Das Werder-Präsidium unterstützte Magaths Schritte gegen den Mittelfeldspieler.

Der 30jährige hatte am Samstag nach dem 0:2 im Punktspiel beim MSV Duisburg heftige Kritik an seiner Mannschaft und indirekt am Trainer geäußert. Zu Herzogs Nachfolger bestimmte Magath Ex-Nationalspieler Dieter Eilts. Der 34jährige hatte schon einmal das Kapitänsamt inne, gab es jedoch nach dem Europameisterschafts-Gewinn 1996 wegen „Überlastung“ wieder ab.

Der Abstiegskampf in der Bundesliga zerrt zunehmend an den Nerven der Bremer. Schon am Samstag in Duisburg war es zu einer Auseinandersetzung zwischen Magath und Herzog gekommen. Der Fußball- Profi nahm nicht am Auslaufen des Teams teil. Daraufhin suspendierte der Trainer seinen Spieler am Sonntag vom Training. „Herzog hat sich für sein Verhalten am Samstag entschuldigt“, sagte Werder-Manager Willi Lemke gestern.

Der Zoff zwischen Magath und Herzog belastet die Vorbereitungen auf das schwere Auswärtsspiel am Freitag bei Borussia Dortmund. Die grundsätzlichen Differenzen dürften auch nach Magaths Strafe nicht aus dem Weg geräumt sein. „Kritik an den Mitspielern in der Öffentlichkeit darf nur der Trainer üben“, meinte der Werder-Coach. Herzog hatte gesagt, daß der SV Werder fußballerisch nicht in der Lage sei, in der Ersten Liga mitzuspielen. In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag-Ausgabe) verdeutlichte Herzog die Stoßrichtung seiner Attacke: „Wenn wir verlieren, kann nicht immer nur die Mannschaft verlieren. Klar, der Trainer kann nach dem Abpfiff nicht mehr viel machen, aber hinterher sind immer nur wir die Dummen.“

Nationalspieler Marco Bode nannte die Gründe für das Abrutschen der Bremer in der Tabelle: „Wir haben die Lage falsch eingeschätzt. Es ist einfach notwendig, daß wir mit einer starken kämpferischen Leistung aufwarten. Das war wohl zuletzt nicht der Fall.“ Der Stürmer kann aber derzeit nicht helfen. Er ist durch einen Muskelfaserriß außer Gefecht gesetzt.

Werder Bremen bekommt jetzt eine verfehlte Einkaufspolitik deutlich zu spüren. Der Brasilianer Ailton, mit 5,5 Millionen Mark der teuerste Transfer in der 100jährigen Vereinsgeschichte, genügt nicht den Ansprüchen. Juri Maximow – für 3,5 Millionen Mark von Dynamo Kiew geholt – liegt mehr auf der Massagebank im Reha-Zentrum, als daß er am Training teilnimmt. Auch der beim Hamburger SV ausgemusterte Pawel Woj-tala ist den Nachweis, eine Verstärkung zu sein, bisher schuldig geblieben. Und der in der Winterpause vom Hamburger SV verpflichtete Dirk Weetendorf hat sich ebenfalls noch keinen Stammplatz erarbeitet.

Hans-Joachim Zwingmann

dpa