■ Cash & Crash
: Erfolgreich mit Aktien-Discounter

Nürnberg (taz) – Noch bis zum 23. April 1999 können Interessenten Aktien des führenden deutschen Discount-Brokers ConSors zu einem Preis zwischen 28 und 33 Euro zeichnen. Ab kommenden Montag wird dann der erste Börsenwert eines Internet-Finanzdienstleisters am Frankfurter Neuen Markt notiert.

Nur fünf Jahre brauchte Karl Matthäus Schmidt, mit 30 Jahren jüngster Bankvorstand in Deutschland, um mit ConSors Marktführer zu werden. Schmidts Vater, selbst Bankier und Inhaber der Schmidt-Bank in Hof an der Saale, hatte 1994 ConSors noch als Filiale seiner Bank eingerichtet.

Doch schon nach zwei Jahren verdiente der Filius sein eigenes Geld. Inzwischen erhöhte sich die Zahl der Kundendepots bei ConSors auf 120.000, Wertpapiere im Wert von rund sechs Milliarden Mark lagern in deren Depots. Der Umsatz von ConSors verdreifachte sich allein 1998 auf rund 120 Millionen, der Gewinn vor Steuern erreichte fast 25 Millionen Mark. Und Schmidt sieht noch keine Grenzen für sein Unternehmen, das er nicht als klassische Direktbank, sondern als „Online Transaction Company“ verstanden wissen will. Nach Schätzungen von Forrester Research beträgt das Marktpotential allein in Deutschland rund 3 Millionen Depots – und bisher haben ConSors und andere erst gut ein Zehntel dieses Marktes ausgeschöpft.

Mit dem an der Börse eingesammelten Geld will Schmidt aber auch im europäischen Ausland expandieren. Als Online-Broker setzen die jungen Franken auf den anhaltenden Aktienboom genauso wie auf die Verbreitung des Internet. Schon heute werden 98 Prozent der Aufträge auf elektronischem Weg übermittelt, so daß rund 300 Mitarbeiter genügen, um die jährlich rund drei Millionen Orders zu bearbeiten. Ob Aktien, Renten oder Futures, Warrants, Optionen oder Fonds – bei ConSors können alle Wertpapiere in Echtzeit gehandelt werden, sogar im sogenannten Intra-Day-Trading, also dem Kauf und Verkauf am gleichen Börsentag.

Und ganz nebenbei hat sich das ConSors BrokerBoard zu einem kultigen Anleger-Forum mit monatlich bis zu 100.000 Eintragungen von Börsenfreaks entwickelt. Auch die sollen vom Börsengang profitieren: Ein Drittel der ausgegebenen Aktien sind für eigene Kunden reserviert. Horst Peter Wickel