Umsonst und drinnen

Kostenlose Kurse und Rollenhockey gratis: Morgen eröffnet in den Messehallen die Ausstellung „Inline Skating Hamburg“  ■ Von Christoph Ruf

Es gibt Jugendliche, die tun es nachts auf Friedhöfen. Auch der schwedische Generalkonsul und sogar Hamburgs Erster Bürgermeister höchstpersönlich wurden schon dabei gesichtet: „Inline-Skating“, einst sportlich-modische Randerscheinung, mutiert zusehends zum gesellschaftsfähigen Familiensport.

Grund genug, der Wachstumsbranche am Wochenende mit einer eigenen Messe zu huldigen, findet Ausstellungsleiter Martin Greve: Diese eröffnet morgen unter dem Titel „Inline Skating Hamburg“ und soll rund 20.000 BesucherInnen anziehen. Zwar findet die Ausstellung bereits zum dritten Mal in Folge in Hamburg statt – in diesem Jahr allerdings mit einer interessanten Neuerung: „Der Eintritt ist frei. Außerdem verleihen wir kostenlos Skates.“

Und das ist nicht alles: Wer nach den ersten Fahrversuchen merkt, daß technisches Unvermögen und Erdanziehungskraft unheilvolle Folgen zeitigen, sollte es vielleicht mit einem der zahlreichen – natürlich kostenlosen – Kurse versuchen. Fortgeschrittene können in den Messehallen ihr Glück auch beim Hockey oder Basketball versuchen. Alles auf acht bis zehn Rädern und umsonst, versteht sich.

So sportlich-beschaulich das alles klingt – es gibt in den Messehallen auch einen „Aggressive-Bereich“. Daß es hierbei nicht um Inline-Wrestling geht, erläutert Messe-Sprecherin Andrea Nechciol: „Im Gegensatz zum Recreation-Bereich, wo der Erholungseffekt im Vordergrund steht, heißt beim Aggressive-Bereich die Devise: Schneller, höher, weiter.“ Die Jagd nach Superlativen hat eine sogenannte „Halfpipe“ zum Schauplatz: „Das ist eine Art ausgeschnittene Röhre“, schildert die sichtlich beeindruckte Sprecherin. „Die Leute fahren dort steil die Wand hoch, überspringen Hindernisse oder üben Salti.“

Natürlich stehen auch hinter der „Inline Skating“ handfeste ökonomische Interessen. Die Zahl der Sportler auf Rollen wird landesweit auf zwölf Millionen geschätzt. Viele davon sind offenbar sehr kauffreudig: „Pro Jahr werden in Deutschland über dreieinhalb Millionen Skates verkauft“, freut sich Martin Eberle von „Magic Sport Products“. Ein paar mehr werden es am Wochenende wohl noch werden, schließlich haben sich in den Messehallen alle prominenten Ausrüster mit Verkaufs- und Beratungsständen angekündigt. Ob dort auch Ratschläge in Sachen Pietät zu erhalten sind, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Wohl aber, daß neben dem Ikea-Parkplatz in Schnelsen auch Schul-und Friedhöfe zu den bevorzugten Treffpunkten der Hamburger SkaterInnengemeinschaft gehören.

3. Inline Skating Hamburg, Freitag 13-19, Samstag 9-19, Sonntag 8-17 Uhr, Halle 11 + 12