Berufsausbildung bankrott

■ Mit Schließung des Schulzentrums Holter Feld fallen wichtige Bildungsangebote weg, warnen Gewerkschaften und Lehrer

Die Schließung des Schulzentrums im Holter Feld und dessen Umsiedlung in das Technische Bildungs-Zentrum Mitte (TBZ) wird weitreichendere Folgen haben, als bisher angenommen. Darauf machten gestern Gewerkschaftsvertreter von GEW und IG Metall sowie Schulvertreter der betroffenen Schulen aufmerksam. Antje Edel, IG-Metall-Sekretärin für Jugend, befürchtet einen „erheblichen Qualitätsverlust der beruflichen Bildung in Bremen“, falls der Umzug wie bisher geplant stattfinden wird. Rund 570 von derzeit 1.000 Berufsschülern des Holter Feldes sollen ab dem Jahr 2001 in zwei alternden Gebäuden des TBZ untergebracht werden, hauptsächlich Azubis aus Metallberufen.

Mit der Verlagerung wird es am TBZ zu akuter Raumnot kommen – auch wenn man die Unterrichtszeiten bis 18 Uhr ausdehnen wird, prognostiziert Auf Rolf Becker vom Personalrat Schulen. 500 Quadratmeter mehr bräuchte man für Labors und Fachwerkstätten. Ein Neubau neben dem Kfz-Ausbildungsgebäude am TBZ ist in Beckers Augen die einzige Lösung. „Die Bildungsbehörde saniert mit den Einnahmen aus dem Verkauf des Holter Feldes ihren Etat. Ein kleiner Teil der fast 30 Millionen kann da schon reinvestiert werden“, findet Becker.

Ebenfalls wegen der Raumnot wird es einige wichtige Bildungsangebote wie im Holter Feld zukünftig nicht mehr geben. Besonders betroffen werden Jugendliche sein, die durch schlechte Vorbildung ohnehin benachteiligt sind. So werden derzeit noch 136 Jugendliche außerbetrieblich im Holter Feld ausgebildet. Dieses Angebot für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb bekommen haben, soll nach Informationen der Lehrer wegfallen.

Ebenfalls leiden wird unter dem Umzug die Berufsorientierung für Neuntklässler. Bislang kamen rund 700 Schüler aus anderen Schulen einmal pro Woche ins Holter Feld, um in den Werkstätten auszutesten, was ein zukünftiger Beruf sein könnte. Eigentlich soll diese Art der Berufsfindung in Bremen gefördert werden – bei einem Umzug aber fällt nach Informationen der Kritiker auch dieses Angebot weg.

Im Holter Feld sowie in einer Dependance in der Bevenser Straße wurden bisher zudem sogenannte „Berufsvorbereitungsmaßnahmen“ mit Jugendlichen ohne Schulabschluß durchgeführt. Kandidaten hierfür waren in der Vergangenheit vor allem jugendliche Drop-Outs, schlechte Schüler oder junge Asylbewerber. Nach dem Umzug soll es nur noch vier statt sechs dieser Klassen geben. Nach dieser Berufsvorbereitung konnten rund 25 Schüler pro Jahr zudem eine vollschulische Berufsausbildung im Holter Feld machen. Auch dies sei gefährdet, berichtet Becker. cd