Unterm Strich

Es schien verschwunden und gleichgeschaltet, das zivile Belgrad, aber es gibt Anzeichen dafür, daß es noch am Leben ist. Am 16. April haben in der jugoslawischen Hauptstadt 27 Künstler und Intellektuelle eine „Stellungnahme besorgter serbischer Bürger“ veröffentlicht. „Als diejenigen, die sich für ein demokratisches und antinationalistisches Serbien einsetzten“, heißt es in dem Appell, „verurteilen wir aufs schärfste das Nato-Bombardement, das die Gewalt im Kosovo verschlimmert und zur Vertreibung der Einwohner innerhalb und außerhalb Jugoslawiens führte.“ Bemerkenswert an der Stellungnahme, die sich „an Präsident Miloevic, die Vertreter der Kosovo-Albaner, die Nato, die Europäische Union und die politischen Führer der Vereinigten Staaten“ richtet, ist auch, daß neben dem Hinweis auf die eigene Lage erstmals das Leiden der Albaner im Kosovo zur Kenntnis genommen wird. „Wir verurteilen aufs schärfste die ethnische Säuberung der albanischen Bevölkerung, die von allen jugoslawischen Kräften verübt wird. Wir verurteilen aufs schärfste die Gewalttätigkeiten der UÇK gegenüber den Serben, den gemäßigten Albanern und anderen Gruppierungen im Kosovo“, heißt es in dem am 22. 4. in der FAZ dokumentierten Schreiben weiter. „Die humanitäre Katastrophe im Kosovo – Tod, Trauer und tiefes Leid – für Hunderttausende von Albanern, Serben und anderen ethnischen Gruppierungen – muß sofort ein Ende finden.“ Zu den 27 Unterzeichnern gehören Stojan Cerovic von der einst regierungskritischen Belgrader Zeitung Vreme, Vojin Dimitrijevic, Leiter des Belgrader Zentrums für Menschenrechte, Jovan Cirilov, Chef des internationalen Theaterfestivals von Belgrad, sowie Professoren, Anwälte und Künstler.

Einer wenigstens konzentriert sich hier. Es ist der Buchhandel, wie der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Roland Ulmer, in Bezugnahme auf eine aktuelle Branchenumfrage der in Dortmund erscheinenden Fachzeitschrift Buchreport erwartet. Danach konnten die 80 größten deutschen Händler 1998 ihre Umsätze im Schnitt um 6,4 Prozent steigern. Der Buchhandelsumsatz insgesamt wuchs dagegen nur um 1,4 Prozent. Das sei ein „ganz normaler Prozeß“, sagte der Stuttgarter Verleger der dpa in Frankfurt mit Blick auf den bevorstehenden „Welttag des Buches“. Am Freitag wollen der Börsenverein, die Mainzer Stiftung Lesen und rund 3.500 Buchhandlungen in ganz Deutschland mit Hunderten Veranstaltungen Werbung für das Bücherlesen machen.

Klassiker-Witzausstellung in Moskau mit Goethe und Puschkin. Wodka ist auf eine gläserne Puschkinbüste abgezogen, die Tomatensoße heißt „Puschkin Chili“, und Goethe hat einen Schnuller im Mund. „Puschkin als Kitsch-Objekt“ ist der Titel ei-

ner Ausstellung aus Anlaß des 200. Geburtstages des Dichters. Die Schau ist Teil des Moskauer Festivals „Puschkin & Goethe“ mit Lesungen und Gastspielen deutscher Theater. „Eine Puschkinbüste als Wodkaflasche läßt sich ja auch als sehr praktischer Versuch verstehen, sich den Geist Puschkins einzuverleiben“, so der Direktor des Goethe-Instituts in Moskau, Michael Kahn-Ackermann, „augenzwinkernd“ (dpa) bei der Eröffnung am Dienstag abend. Na, denn man tau.

Band Aid revisited: Das Roskilde Festival spendet eine Million dänische Kronen für die Bevölkerung des Kosovo. Das Geld stammt aus den Überschüssen des weitgehend von Freiwilligen organisierten Festivals. Die Vereinigung „Roskildefonden“, die das Geld ausschüttet, sieht sich in althumanitärer Tradition: „Das Wesentliche in Roskilde ist auch, daß es eine positive Einstellung zu sowohl Respekt für Menschenrechte und Umwelt als auch für Geist und Kultur besitzt.“