Atomtransporte sollen bald sicherer werden

■ Bund und Länder verständigen sich über einen Kriterienkatalog für die künftige Beförderung von radioaktivem Müll: Darin geht es vor allem um technischen Schutz

Hannover (taz) – Das Bundesumweltministerium und die Länder haben sich im Fachausschuß Brennstoffkreislauf des Länderausschusses für Atomenergie weitgehend auf neue Kriterien für Transporte von hochradioaktivem Müll geeinigt. Ein vom Bundesumweltministerium vorgelegter Kriterienkatalog für eine künftig sichere Beförderung von abgebrannten Brennelementen und hochradiaoktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung sei im Grundsatz nicht mehr strittig, sagte Ministeriumssprecher Michael Schroeren gestern. Er werde jetzt nur noch redaktionell überarbeitet.

Der Katalog schreibt dem Vernehmen nach Grundsätze für Sicherheitsvorsorge, technische Schutzmaßnahmen und auch für eine neue Transportorganisation und -dokumentation fest. So will der Bund etwa in Abstimmung mit Frankreich und England eine zentrale Datenbank für Atommülltransporte einrichten. Zu diesem Zwecke sollen auch die AKW-Betreiber verpflichtet werden, alle sicherheitsbezogenen Transportdaten in einer hausinternen Datenbank zu speichern, die für den Bund und die Atomaufsichtsbehörden der Länder offen sein soll.

In den AKW soll außerdem künftig eine einzige Person für die Koordinierung und Überwachung aller Transportfragen verantwortlich sein. Verschärft werden soll auch die Meldepflicht.

Die Kontaminationsmessungen an den Behältern will das Bundesumweltministerium durch ein bundesweit und auch mit dem Ausland abgestimmtes Verfahren vereinheitlichen. Bei der Beladung und Entladung von Castor-Behältern setzen die neuen Kriterien ganz auf technische Schutzmaßnahmen wie das sogenannte Kontaminationschutzhemd. Sie sollen künftig einen Kontakt der Behälter mit dem radioaktiven Wasser der Abklingbecken vermeiden helfen, in denen die Castoren beladen werden. Zudem werden Transporte künftig nur erlaubt sein, wenn die zuletzt so häufig überschrittenen Grenzwerte nun während des gesamten Transportes eingehalten werden.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums wurden auf der zweitägigen Ausschußsitzung auch Berichte aus Frankreich und England über die dortigen aktuellen Atomtransporte verlangt. Es müsse ausgeschlossen werden, daß leere Transportbehälter bereits kontaminiert in der Bundesrepublik ankommen, so Schroeren. Nach nicht auf der Tagesordnung stand der konkrete Ablaufplan zur Wiederaufnahme der Transporte. Jürgen Voges